PiA – Peers informieren über Alkohol
Ein Projekt, das Kommunen bei der Implementierung des Peer-Ansatzes zur Alkoholprävention unterstützt. Gefördert durch die BZgA und PKV im Rahmen der Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“.
Hintergrund
Der Konsum von Alkohol gehört in vielen Bereichen beinahe selbstverständlich zum gesellschaftlichen Leben dazu. Besonders Alkoholkonsum in jungen Jahren birgt das Risiko für massive Schädigungen und die Entwicklung einer Abhängigkeit. Deshalb ist Prävention und das Erlernen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Alkohol wichtig und die Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene“ besonders relevant.
Obwohl der Alkoholkonsum unter Jugendlichen insgesamt rückläufig ist und auch das Durchschnittsalter, in dem es zum ersten Alkoholrausch kommt, kontinuierlich steigt, ist der hochriskante Konsum von Alkohol, das sogenannte Rauschtrinken, unter Jugendlichen weiterhin eine Gefahr. Im Bestreben, wirkungsvoll und nachhaltig den Erstkontakt mit Alkohol zu verzögern und den Konsum zu reduzieren, kommt den Kommunen als Teil der Lebenswelt der Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene“ eine wichtige Bedeutung in der Alkoholprävention zu.
Repressive Maßnahmen erlangen dabei unter Jugendlichen kaum Akzeptanz und sind somit wenig zielführend. Ein erfolgsversprechender Ansatz ist die Peer-Education-Strategie. Bei dieser werden geschulte, gleichaltrige oder wenig ältere Jugendliche als Multiplikator*innen eingesetzt, um eine bestimmte Gruppe über eine bestimmte Thematik aufzuklären. Dieses Vorgehen stößt bei Jugendlichen meist auf erhöhte Akzeptanz. Gleichaltrige, welche sich in einer ähnlichen Lebensphase befinden, werden leichter als Vorbild wahrgenommen.
Um den Ansatz der Peer-Education im kommunalen Setting zu erproben, fördert die BZgA mit Unterstützung der PKV im Rahmen der BZgA-Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ das Modellprojekt „PiA – Peers informieren über Alkohol.“, wobei Kommunen bei der Implementierung von Peer-Projekten zur Alkoholprävention unterstützt werden.
Ziel
Ziel des Modellprojektes „PiA – Peers informieren über Alkohol.“ ist es, den Peer-Ansatz in die bestehenden kommunalen Strukturen zu implementieren und bereits während der Projektlaufzeit Peer-Einsätze durchzuführen. Dabei wird eine von der Kommune zuvor ausgewählte Fachkraft bei Aufbau, Initiierung und Implementierung solcher Peer-Maßnahmen durch das ZPG unterstützt.
Im Rahmen der Peer-Aktionen sollen Jugendliche und junge Erwachsene über Alkohol informiert, für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisiert und zum Überdenken und Ändern des eigenen Alkoholkonsums angeregt werden.
Im Vordergrund steht die Erprobung bereits bestehender Strukturen in den teilnehmenden Kommunen des Modellprojektes sowie die anschließende Ableitung daraus resultierender Voraussetzungen und Hindernisse für eine erfolgreiche Verankerung des kommunalen Peer-Ansatzes.
Wer & Wo
Für das Modellprojekt wurden verschiedene ländliche als auch städtische Regionen mit einem bereits vorhandenen lokalen alkoholpräventiven Netzwerk ausgewählt. Es konnten die Kommunen Amberg-Sulzbach, Bamberg, Landsberg am Lech und Passau als Partnerkommunen gewonnen werden. Die Landeskoordination obliegt dem ZPG.
Durchführung in den Kommunen
Die Koordination der Peer-Aktionen vor Ort erfolgt durch eine von der jeweiligen Kommune ausgewählten Fachkraft in Unterstützung durch die Landeskoordination.
Zu Beginn sollen pro Kommune vier bis sechs Peers akquiriert werden, die in einer Schulung auf die Einsätze vor Ort vorbereitet werden. Diese Schulungen werden in allen Kommunen einheitlich durchgeführt und (zunächst) durch das ZPG organisiert. Zur Aufrechterhaltung der Anzahl an Peers, trotz angenommener Fluktuation, sollen zwei Schulungen pro Jahr in jeder Kommune angeboten werden.
Anzahl, Art und Anlässe der Peer-Einsätze werden von den Fachkräften vor Ort koordiniert und am kommunalen Bedarf orientiert geplant. Hierbei sensibilisieren Peers in Zweier-Teams die Jugendlichen zu einem verantwortungsvollen Alkoholkonsum. Die Einsätze können je nach Bedarf z.B. auf Großveranstaltungen, in Jugendzentren oder im Partysetting und der Innenstadt stattfinden.
Aktuelles aus den vier teilnehmenden Kommunen
Amberg-Sulzbach
Im Landkreis Amberg-Sulzbach sind die fünf geschulten Peers bereits aktiv und führen Einsätze in verschiedenen Settings, wie z. B. Jugendzentren, durch. Um auch während der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie in Kontakt mit Jugendlichen zu bleiben, wurde ein kommunaler Instagram-Account eingerichtet. Hier stellen sich die Peers vor und geben einen Einblick in die Aktionen vor Ort. Außerdem finden sich allgemeine Infos über Alkohol und spannende Fragen werden durch externe Partner und Partnerinnen beantwortet.
Zum Instagram-Account @pia_amsu
Bamberg
Anders als in Amberg-Sulzbach, sind die sechs Peers in Bamberg vor allem abends auf offener Straße unterwegs und sprechen im Zweier-Team mit Jugendlichen über Alkohol. Zum lockeren Einstieg wurden eigene Fragekarten zu Themen rund um Alkohol entwickelt. Weitere Informationen zur Umsetzung in Bamberg: Alkoholprävention auf Augenhöhe - Innovative Sozialarbeit (iso-ev.de)
Auch die Peers aus Bamberg führen einen eigenen Instagram-Account. Hier sprechen sie über über ihre Motivation bei „PiA“ dabei zu sein und auch über eigene Erfahrungen mit Alkohol. Lernen Sie hier die Bamberger Peers kennen: @piabamberg
Landsberg am Lech
Im Landkreis Landsberg am Lech suchen vier engagierte Peers gemeinsam mit der kommunalen Fachkraft vor Ort derzeit nach alternativen Ansprachemöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene und erörtern verschiedene Einsatzoptionen in Zeiten der Corona-Pandemie. Bisher konnten aufgrund fehlender Veranstaltungen noch keine Einsätze vor Ort stattfinden.
Das Projektteam sucht weiterhin Unterstützung – Jugendliche, die Interesse an der Peer-Arbeit haben können jederzeit einsteigen. Weitere Informationen zum Projekt PiA in Landsberg am Lech finden Sie im Informationsflyer.
Passau
Auch im Passauer Land wünschen sich die bisher sechs Peers eine Verstärkung ihres Teams. Die Akquise neuer Peers wurde derzeit nochmals gestartet.
Derweil engagieren sich die geschulten Peers im Rahmen des geplanten Instagram-Accounts – Content-Ideen wurden gesammelt und Fotos bereits geschossen, Interviews mit externen Partnern und Partnerinnen sind in Planung. Einsätze vor Ort konnten aufgrund der Pandemie-Situation in Passau derzeit noch nicht stattfinden.
Alternative Umsetzung während der Corona-Pandemie
Aufgrund der aktuellen Situation durch die Corona-Pandemie steht das Projekt PiA vor neuen Herausforderungen. U.a. verstärkte Hygieneschutzmaßnahmen sowie die Absage zahlreicher Veranstaltungen und Events machen Peer-Einsätze vor Ort derzeit nur eingeschränkt möglich. Auch während der Pandemie stellt die Alkoholprävention ein wichtiges Handlungsfeld dar. Gemeinsam mit den beteiligten Kommunen wurde ein Konzeptpapier zur alternativen Umsetzung des Projektes PiA erstellt, welches auch vom Fördergeber unterstützt wird.
Die Peers wurden zunächst virtuell geschult. Im Anschluss wurden partizipativ mit den geschulten Peers neue, innovative Handlungsalternativen entwickelt, die sich an den Bedarfen und Gegebenheiten vor Ort orientieren. Hierbei sollen vor allem die bestehenden kommunalen Strukturen sowie der Multiplikator*inneneffekt in der eigenen Peergruppe verstärkt genutzt und ggf. auf Online-Methoden zurückgegriffen werden. Durch diesen partizipativen Ansatz sowie die daraus resultierenden Unterschiede im Projektverlauf in den einzelnen Kommunen, könnten innovative Konzepte erprobt und weiterentwickelt werden.
Im Rahmen des alternativen Vorgehens wurden bereits erste Erfolge erzielt: Die meisten Kommunen suchen Kontakt zu Jugendlichen über Social Media und teilen dort Erfahrungen der Peers und Informationen zum Thema Alkohol. Auch erste Peer-Einsätze vor Ort konnten, unter Berücksichtigung der geltenden Abstands- und Hygieneregelungen in den Kommunen, bereits stattfinden – teils auf offener Straße und teils in geschützten Settings, wie z. B. Jugendzentren.