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CannaPeer: Cannabisprävention an bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten

© iStock.com/PeopleImages

Die aktuellsten Konsumprävalenzen zeigen, dass Cannabiskonsum besonders unter 18- bis 25-Jährigen weit verbreitet ist: Über die Hälfte (50,8 %) hat laut Alkoholsurvey der BZgA aus dem Jahr 2021 in ihrem Leben bereits Erfahrungen mit Cannabis gesammelt und 12 % konsumieren regelmäßig (30-Tage-Prävalenz). Auch die geplante kontrollierte Abgabe wird besonders Studierende und ältere Schülerinnen und Schüler betreffen, die dann legal Cannabis konsumieren dürfen. Zeitgleich bestehen die erhöhten Risiken für gesundheitliche Schäden aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Hirnentwicklung in dieser Altersgruppe bis 25 Jahre weiter. Dennoch richten sich bestehende Maßnahmen der Cannabisprävention vor allem an Jugendliche - und junge Erwachsene werden derzeit kaum berücksichtigt. Das Modellprojekt „Cannabisprävention an bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten“ soll diesem Bedarf nachkommen und die bisherigen Präventionsbemühungen des ZPG im Bereich Cannabis an allgemeinbildenden Schulen ergänzen.

Das Projekt im Überblick

Durch das Modellprojekt soll ein innovativer und zielführender Ansatz zur Ansprache von jungen Erwachsenen entwickelt werden, indem Peers unter Studierenden rekrutiert und zur Cannabisprävention in Berufsschulen und Hochschulen eingesetzt werden. Die Arbeit der Peers vor Ort bringt hohe Originalität, Engagement und Authentizität mit sich und bietet somit eine vielversprechende Möglichkeit zur niedrigschwelligen Präventionsarbeit und Erreichbarkeit bei der Zielgruppe.   

Zielsetzung

Ziel des Modellprojektes ist die Ausarbeitung, Umsetzung und Erprobung eines nachhaltigen Peer-to-Peer Ansatzes der Cannabisprävention in Bayern.

Zielgruppe

Zielgruppe des Modellprojekts sind vorrangig Studierende an Hochschulen und Universitäten. Darüber hinaus sollen Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 10 von allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen erreicht werden.

Projektbeteiligte

Das Modellprojekt wird an den drei Pilotstandorten Bamberg (Otto-Friedrich-Universität), Kempten (Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten) und München (Hochschule für angewandte Wissenschaften München) umgesetzt. Die Koordination vor Ort erfolgt dabei über Projektverantwortliche an den Hochschulen in Zusammenarbeit mit weiteren Netzwerkpartnern vor Ort (u. a. kommunalen Fachkräften für Suchtprävention). Die zentrale Projektkonzeption und -koordination auf Landesebene erfolgt durch das ZPG in Kooperation mit dem Institut für Therapieforschung (IFT).

Laufzeit

August 2023 bis Dezember 2025

Evaluation

Während allen Projektphasen finden Datenerhebungen zur begleitenden formativen Evaluation statt. Diese Ergebnisse fließen in die Konzeption, Weiterentwicklung und Umsetzung stetig mit ein. Dabei sollen besonders förderliche und hemmende Faktoren bei der Umsetzung in den Blick genommen werden, um daraus Empfehlungen für andere Hochschul-/Universitätsstandorte ableiten zu können.

Förderung

Das Projekt wird mit einem Volumen von ca. 470.000,00 € durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert.

Umsetzung vor Ort

Im Rahmen des Modellprojekts soll ein Präventionsprogramm, basierend auf dem Peer-to-Peer-Ansatz, erstellt und an drei Hochschulen wissenschaftlich begleitet pilotiert werden. Im Rahmen der Programmentwicklung wird zunächst ein Basiskonzept zur Ausbildung von Peers und begleiteten Durchführung von Peer-Maßnahmen vor Ort erstellt und entsprechende Materialien zur Umsetzung entwickelt werden. Das konkrete Vorgehen an den einzelnen Standorten soll dabei partizipativ unter Berücksichtigung bestehender Bedarfe und Möglichkeiten vor Ort abgestimmt und in einem Standortkonzept konkretisiert werden.

Nach erfolgter Akquise und Schulung interessierter Studierender sollen die Peers im Rahmen einer Lehrveranstaltung bzw. eines Seminars unter fachlicher Begleitung konkrete Peer-Aktionen zur Cannabisprävention für Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie Schülerinnen und Schüler von Berufsschulen entwickeln und erproben. Ziel der Peer-Aktionen ist vor allem die Information der Zielgruppe bzgl. Cannabis und die Befähigung zu aufgeklärten und verantwortungsvollen Entscheidungen hinsichtlich des eigenen Konsums. Dabei steht im Vordergrund, Nicht-Konsumierende in ihrer Abstinenz zu stärken und bereits konsumierende junge Erwachsene zur Reflexion und ggf. Anpassung des eigenen Verhaltens anzuregen. Die Peer-Aktionen sollen daher folgende Elemente enthalten:

  • Wissensvermittlung und Sensibilisierung hinsichtlich Cannabis
  • Anregung zur Selbstreflexion und Schaffung eines Risikobewusstseins
  • Förderung wichtiger Kompetenzen, u. a. der Selbstkontrollfähigkeit sowie der Problemlöse- und Entscheidungskompetenz

Im Rahmen der Peer-Schulung wird den Peers ein Werkzeugkasten zur Durchführung der Peer-Aktionen mit verschiedenen Inhalten und Methoden an die Hand gegeben. In den Settings „Schule“ und „Berufsschule“ stehen dabei besonders Interventionen mit Workshop-Charakter und im Setting „Hochschule/Universität“ ein eher freies Vorgehen im Fokus.

Für die nachhaltige Fortsetzung des Projekts soll am Ende eines Semesters stetig die Rekrutierung neuer Peers sowie eine entsprechende Übergabe unter Einbezug der bisherigen Studierenden erfolgen.

Zeitliche Planung

Vorbereitungs- und Planungsphase (Okt. 2023 – Feb. 2024)

Abstimmung der Verantwortlichkeiten und Umsetzungsmöglichkeiten an den Pilotstandorten und Entwicklung des Basiskonzepts durch ZPG und IFT in Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten.

Pilotierungsphase (März 2024 – Sept. 2024)

Start der Peer-Akquise und Konkretisierung des Basiskonzeptes in Form eines Standortkonzeptes, abgestimmt auf die Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten an den Pilotstandorten, durch die Studierenden und die koordinierende Fachkraft vor Ort. Außerdem partizipative Konzeptionierung konkreter Peer-Aktionen an Berufsschulen und Hochschule auf Grundlage der Empfehlungen im Basiskonzept.

Implementierungsphase (Okt. 2024 – Sept. 2025)

Umsetzung und Erprobung der ausgearbeiteten Peer-Aktionen durch die Studierenden unter wissenschaftlicher Begleitung.

Abschlussphase (Okt. 2025 – Dez. 2025)

Abschluss der Evaluation und Ableitung von Anpassungsbedarfen des Konzepts sowie Handlungsempfehlungen für andere Hochschulstandorte.