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Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil

Landratsamt Main Spessart

Etwa 30-60 % der Kinder eines depressiven Elternteils entwickeln im Laufe ihres Lebens selbst eine psychische Störung. Schätzungsweise wachsen allein in Bayern ca. 450.000 – 500.000 Kinder unter 15 Jahren mit einem psychisch erkrankten Elternteil auf. Diese Kinder und Jugendlichen sind bislang in aller Regel klinisch ungesehen und gelten als „vergessene Risikogruppe“. Vor diesem Hintergrund erscheint eine familienorientierte Versorgung sinnvoll, um der transgenerationalen Weitergabe psychischer Erkrankungen entsprechend zu begegnen.

Ziele

Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt des Landratsamtes Main-Spessart und dem Bezirkskrankenhaus Lohr möchte einen Beitrag zur Förderung der Resilienz des Systems Familie durch zielgruppenspezifische Angebote leisten. Dazu zählen unter anderem die Stärkung von Schutzfaktoren sowie Alltags- und Gesundheitskompetenzen, Information und Aufklärung, Strategieentwicklung, der Aufbau sozialer Netzwerke und Hilfe bei Fragen rund um das Thema Erziehung.

Umsetzung

Vor Projektbeginn wurde im Rahmen einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit auf das Angebot aufmerksam gemacht sowie ein entsprechendes Evaluationskonzept erarbeitet. Im Vorfeld einer Teilnahme erfolgt ein Anamnesegespräch mit der interessierten Familie zur Abstimmung des Unterstützungsbedarf sowie von Wünschen und Erwartungen.

Ein Kurs setzt sich zusammen aus altersdifferenzierten und bedarfsgerechten Angeboten in verschiedenen Gruppen für Eltern und Kinder. Dazu gehören

  • Gruppentreffen (9 Einheiten á 90 Minuten)
  • Eltern-Kind-Café (mit diversen themenbasierten Angeboten wie Vorträge, Kurse, Kochen, Backen, Basteln)
  • Ausflüge, Freizeitaktivitäten, kunst-/musik-/erlebnis- und sportpädagogische Angebote
  • Familienpatenschaften zur Alltags- und Erziehungsunterstützung

Unterstützend gibt es bei Bedarf ein Betreuungsangebot für Kleinkinder sowie einen Fahrdienst. Projektbegleitend werden Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren angeboten, um Bedarfe erkennen und entsprechende Hilfsangebote vermitteln zu können. Insgesamt 36 Erwachsene und 39 Kinder konnten bisher im Rahmen des Projekts betreut werden.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Das Pilotprojekt fand in der Zeit vom 01.12.2021 - 31.12.2023 mit insgesamt 4 Kursdurchläufen statt. Die AOK Bayern unterstützt das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Gesunde Kommune“ zur kommunalen Gesundheitsförderung nach den Förderkriterien des GKV-Leitfadens Prävention.

Trägerschaft und Projektkoordination

Projektträger ist das Landratsamt Main-Spessart in Kooperation mit dem Bezirkskrankenhaus Lohr am Main.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Das Projekt wurde durch die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Mit Hilfe schriftlicher Befragungen und Interviews wurden unter anderem formale, inhaltliche und methodische Aspekte beleuchtet aber auch mögliche Wahrnehmungs- & Verhaltensänderungen. Erste Ergebnistendenzen deuten auf eine intensivierte, offenere innerfamiliäre Kommunikation, insbesondere im Zusammenhang mit der elterlichen Erkrankung sowie eine Steigerung der Selbstwirksamkeit im Umgang mit Emotionen, Konfliktbewältigung und erzieherischen Aufgaben hin. Von den Teilnehmenden wird das Angebot als positiv und motivationsfördernd wahrgenommen.

Kontakt

Landratsamt Main-Spessart
Ansprechperson: Tina Hufeld
Marktplatz 8, 97753 Karlstadt
Telefon: 09353 793-1021
E-Mail: praevention@lramsp.de
https://www.bezirkskrankenhaus-lohr.de/fachbereiche/sozialdienst1/22795.Netz-P.htm

Stand der Projektinformation: Januar 2024