Karate macht Senioren glücklich

Karatetraining gegen depressive Verstimmungen und für eine Verbesserung der Lebensqualität im späten Erwachsenenalter

Das subjektiv erlebte Nachlassen von Selbstwirksamkeit sowie Einsamkeit im späten Erwachsenenalter können depressive Verstimmungen begünstigen. Bewegung und soziale Einbindung wirken dem entgegen. Dabei ist es wichtig, Angebote zu machen, die interessieren und dauerhaft begeistern können, was nicht unbedingt für jeden „Seniorensport“ zutreffen muss. Ein angepasstes Karate-Training kann unabhängig vom Alter als „cooler“ Kampfsport ausgeübt werden. Als Körper- und Kampfkunst bezieht sie den ganzen Körper ein und kann an fast jede körperliche Befindlichkeit angepasst werden, mit Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, Einsatz der Atmung und Gleichgewichtstraining (Sturzprophylaxe) sowie dem Lernen und Memorieren längerer Bewegungsabfolgen.

Ziele

Personen im späten Erwachsenenalter wird eine angepasste sportliche Aktivität angeboten, die zum Mitmachen einlädt, möglichst langfristig begeistert, die Gesundheit fördert, die emotionale Befindlichkeit verbessert und damit die individuelle Lebensqualität steigert. - Nachhaltigkeit durch Aktivierung der Motivation. Gesamtgesellschaftlich kann damit das Gesundheitssystem entlastet werden.

Umsetzung

In einer wissenschaftlichen Studie an der Universität Regensburg wurden die Auswirkungen eines Karatetrainings nach den Vorgaben des Deutschen Karate-Bundes auf die emotionale Befindlichkeit von Karate-Anfängern im späten Erwachsenenalter untersucht (45 Teilnehmer im Alter zwischen 67 und 93 Jahren). Ausgehend von den positiven Ergebnissen der Evaluation engagierte sich der Bayerische Karate-Bund (BKB), um Anfängerkurse für Senioren in ganz Bayern anbieten zu können.

  • Aufbau eines umfassenden Angebots: 70 Vereine zeigten Interesse an einem Seniorentraining. Die Mitgliedschaft der über 60-Jährigen im BKB hat zwischen 2011 und 2014 um fast 100% zugenommen.
  • Unterstützung durch Information in 15 Geschäftsstellen der Barmer GEK und 72 Sparkassenfilialen (Aufstellung von Roll ups, Auslage von Flyern), Medienbegleitung mit großem Echo in Presse, Rundfunk und Fernsehen
  • Die wissenschaftliche Evaluation der Effekte des Karatetrainings für Senioren wurde international publiziert. Karate verbessert die emotionale Befindlichkeit (Wirkmechanismen: Stärkung des Selbstwertgefühls und des Kompetenzerlebens, Ablenkung von störenden Gedanken (Time-out) aufgrund der hohen Konzentration beim Training, die soziale Einbindung in die Trainingsgruppe).

Dokumentation: Projektbericht

Ressourcen und Finanzierung

Die wissenschaftliche Untersuchung der Wirkungen eines Karatetrainings für Senioren an der Universität Regensburg wurde vom Bayerischen Karate Bund gefördert. Die Umsetzung des umfassenden Angebots in Bayern unterstützen die Barmer GEK und der Bayerische Sparkassenverband.

Kommentar aus dem Projekt

„Mit unserem Projekt … möchten wir einen – auf den ersten Blick vielleicht verblüffenden – Weg aufzeigen, Gesundheit und emotionales Wohlbefinden im späten Erwachsenenalter zu fördern … Nach der Trainingsphase wurden die Teilnehmer zu ihrer Erfahrung mit dem Karatetraining befragt. Die Antworten machen deutlich, dass die Anforderungen nicht abschrecken, sondern das Training attraktiv machen. Einige Beispiele: ‚Ich nehme teil, weil es mir Spaß macht, es ist eine andere Bewegungsform, ich muss mit dem Hirn arbeiten‘ (Dame 71 Jahre) – ‚Wichtig ist die Koordination und der Geist wird auch gefordert‘ (Herr, 74 Jahre) – ‚Ich bin eine alte Frau, warum soll ich rumsitzen, das Karate bringt mir einfach was, ich bin selbstbewusster geworden.‘ (Dame, 81 Jahre) – ‚Zuerst haben meine Enkel gesagt: Oma, du spinnst, aber jetzt sind sie stolz auf mich‘ (Dame, 75 Jahre).“

Kontakt

Universität Regensburg Institut für Psychologie
Ansprechpartnerin: Dr. Katharina Dahmen-Zimmer
Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg
Telefon: 0177 4713896
katharina.dahmen-zimmer@ur.de

Universität Regensburg Institut für Sportwissenschaft
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Petra Jansen
Universitätsstraße 31, 93047 Regensburg
Telefon: 0941 943-4490
petra.jansen@ur.de

Stand der Projektinformation: Juni 2015