Universitäre Aufklärung Depression

Wir machen unsere Studenten psychisch fit für die Arbeitswelt! Ein Pilotprojekt an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Anlass

Das Thema "Psychische Gesundheit" wird in der Arbeitswelt immer wichtiger. Der Anteil psychischer Erkrankungen an den Fehlzeiten ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Häufigste Ursache sind Depressionen. Sie bedeuten nicht nur eine erhebliche Beeinträchtigung der Betroffenen, sondern auch eine betriebswirtschaftliche Belastung der Unternehmen. Unter Studierenden leiden ca. 20 bis 25% unter psychischen Beeinträchtigungen (v.a. Depressionen, mangelndes Selbstwertgefühl, Prüfungsängste); durch den doppelten Abiturjahrgang in Bayern ist das Thema besonders aktuell. Bislang stehen im universitären Umfeld keine erprobten Maßnahmen zur Verfügung.

Projektziele

Wissenschaftlich fundierte Aufklärung über psychische Erkrankungen, Entstigmatisierung. Ausbildung von Multiplikatoren, die keine Berührungsängste mit der Thematik haben und diese offene Haltung als künftige Führungskräfte in ihre jeweiligen Arbeits- und Familienwelten tragen. Angestrebt wird ein dreifacher Effekt: Das bessere Wahrnehmen von Belastungen, der Wissenstransfer in die Bezugsgruppen sowie langfristig ein offener Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz.

Umsetzung

Gründung eines interdisziplinären Projektteams der Universitäten Bamberg und Bayreuth, Beginn des Pilotprojektes für Studenten der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im April 2011. Information von Universitätsleitung und Beratungseinrichtungen, Aufbau eines universitären Netzwerks.

  • Schulung eines Tutorenteams aus BWL- und Psychologie-Studenten, die als Multiplikatoren Informationen an Kommilitonen weitergeben. Basis-Schulung "Depression und Suizidalität" der Psychologie-Studenten für BWL-Studenten, Mitarbeiter der Hochschulseelsorge und Beratungseinrichtungen
  • Informationen über Aushänge, Flyer, Artikel und ein Seminar im virtuellen Campus, Mikrointerventionen in Vorlesungen (z.B. Kurzinformationen zu Beginn). Die Lehrstühle BWL/Marketing und Psychologie öffnen Seminare für die jeweils andere Fachrichtung. Den Informationsabend "Schweigen macht krank! Depressionen am Arbeitsplatz" in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe besuchten neben Studenten auch Unternehmer aus der Region.
  • Online-basiertes Lern- und Informationsmodul zum Thema Depression für Studierende (www.depression.hdnmed.com)
  • Begleitforschung: Die Erhebung der Basisdaten für eine Prä-/Post-Analyse auf Grundlage des online-Fragebogens der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigte, dass psychische Belastungen für Studenten ein relevantes Problem sind. Der Fragebogen wurde 514 mal aufgerufen, 326 vollständig beantwortete Bögen werden ausgewertet.

Geplant ist langfristig ein Ausbau des Projektes für alle Fachrichtungen der Universität; es gibt außerdem Anfragen anderer bayerischer Hochschulen.

Dokumentation: Projektbericht

Ressourcen, Finanzierung

Anschubfinanzierung durch den Gewinn im Wettbewerb "Was macht gesund?" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 2011, ehrenamtliches Engagement von Studierenden und Projektleiterinnen. Projektpartner: HDNmedical IT Bamberg, Gesundheitsregion Bamberg e.V., Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die Weiterführung und Evaluation des Projektes sind nur mit weiteren finanziellen Mitteln realisierbar. Gesucht werden Sponsoren aus Unternehmen der Region.

Kommentar im Projekt

"Wenn sich die Studenten der Hintergründe, Warnzeichen und therapeutischen Maßnahmen [psychischer Erkrankungen] bewusst sind, können sie für sich selbst oder auch als Multiplikatoren innerhalb ihrer Bezugsgruppen jetzt oder im späteren Berufsleben aktiv werden … Es wurde davon ausgegangen, dass gut informierte Studenten auch als zukünftige Führungskräfte in Unternehmen keine Berührungsängste mit dem Thema psychische Erkrankungen haben und ggf. auch Mitarbeiter proaktiv darauf ansprechen. Idealerweise entsteht so ein dauerhaftes Interesse für das Thema Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz."

Kontakt

Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre
Ansprechpartnerinnen: Stefanie Scholz, Svenja Niescken
Feldkirchenstraße 21, 96052 Bamberg
stefanie.scholz@uni-bamberg.de, svenja.niescken@uni-bayreuth.de
www.gesund-in-bamberg.de/?id=294

Stand der Projektinformation: Dezember 2012