Sicher bewegen – Stürze vermeiden

Ambulante Sturzvorsorge für ältere Menschen in den Quartieren der Nürnberger Seniorennetzwerke

Anlass

Jährlich ereignen sich in Deutschland vier bis fünf Millionen Stürze von älteren Menschen, bis zu 250.000 Menschen erleiden dabei einen Knochenbruch. Stürze gehören damit zu den häufigsten Ereignissen, die die Selbstständigkeit älterer Menschen bedrohen oder sogar zu Heimeinweisungen führen. Aus gesellschaftlicher Perspektive sind Stürze im Alter mit hohen Kosten verbunden.

In Bayern nahmen mehr als 1.000 Altenpflegeheime an einem Sturzpräventionsprogramm der AOK nach dem Ulmer Modell teil. Die wissenschaftliche Auswertung dieses am Geriatrischen Zentrum Ulm entwickelten Programms mit Kraft- und Balancetraining konnte eine Reduktion der Stürzhäufigkeit um 28% und eine Reduktion der Hüftfrakturen um fast 70% erreichen. Die AOK strebt an, das erfolgreiche Modell auch auf den ambulanten Bereich zu übertragen.

Projektziele

Umsetzung des Trainingsprogramms zur Sturzvorsorge (Ulmer Modell) im ambulanten Bereich, wohnortnah und auf breiter Ebene für allein lebende ältere Menschen. Organisation des Angebots in Wohnquartieren, um auch für wenig mobile Teilnehmer eine leichte Erreichbarkeit zu gewährleisten. Auch finanziell weniger gut gestellte Ältere sollen davon profitieren.

Umsetzung

Kooperationsvereinbarung des Seniorenamtes der Stadt Nürnberg und der AOK Mittelfranken zur Umsetzung des Programms "Sicher bewegen – Stürze vermeiden" in den Seniorennetzwerken der Stadt. In diesen Netzwerken arbeiten Akteure der Seniorenarbeit auf Quartiersebene trägerübergreifend zusammen, um einen möglichst langen Verbleib älterer Menschen in ihrer Wohnumgebung zu ermöglichen (seniorengerechtes Wohnquartier, quartierbezogene Gesundheitsförderung und Prävention, vernetzte Strukturen/Netzwerkarbeit). Projektbeginn 2010.

  • Einrichtung des Programms in den einzelnen Seniorennetzwerken durch lokale Koordinatorinnen, fachliche Begleitung durch Seniorenamt und Sporttherapeuten. Ein Trainingskurs umfasst 10 Termine mit standardisierten Übungen zu Kraft und Balance nach dem Ulmer Modell unter Anleitung geschulter Trainer. Ein Kurs hat maximal 10 Teilnehmer/innen.
  • Trainingsgruppen konnten bisher in sieben Stadtteilen verwirklich werden. Insgesamt haben seit April 2010 432 Menschen in 52 Trainingsgruppen teilgenommen (85% Frauen, Altersspanne 60 bis 95 Jahre, Altersdurchschnitt 79 Jahre). Das Programm wird fortgesetzt, ein weiterer Ausbau ist vorgesehen.

Dokumentation: Projektbericht, Werbekarte für das Kursangebot

Ressourcen, Finanzierung

Personelle und finanzielle Mittel des Seniorenamtes und der Kooperationspartner in den Seniorennetzwerken. Das Seniorennetzwerk St. Johannis wird im Programm "Innovative Altenhilfestrukturen" durch das Bayerische Sozialministerium gefördert.

Die Trainer werden durch die Kursgebühren von 50 Euro finanziert, die die Krankenkassen zum Teil an die Teilnehmer rückerstatten.

Kommentar im Projekt

"Evidenzbasierte Programme [zur Sturzprävention] wurden im ambulanten Bereich noch nicht auf ebenso breiter Ebene wie im stationären Bereich umgesetzt … Die quartiersbezogene Organisation der Seniorennetzwerke bietet gute strukturelle Voraussetzungen, um kleine, stadtteilbezogene, wohnungsnahe Trainingsgruppen einzurichten, hierfür die im Stadtteil bestehenden Ressourcen von Netzwerkpartnern zu nutzen und das Angebot gezielt an ältere Menschen zu vermitteln … In der subjektiven Einschätzung der Teilnehmer/-innen bewirkt das Programm einen Zuwachs an Bewegungssicherheit sowie eine allgemeine Verbesserung des Wohlbefindens und führte zu einer positiv erlebten sozialen Einbindung in die Gruppe. Der unmittelbare Trainingsgewinn für die körperliche Leistungsfähigkeit (Kraft, Balance) wird durch Evaluationsbögen laufend dokumentiert."

Kontakt

Stadt Nürnberg
Amt für Senioren und Generationenfragen – Seniorenamt
Ansprechpartner: Dr. Thomas Gunzelmann
Hans-Sachs-Platz 4, 90403 Nürnberg
Tel. 0911-2316744
thomas.gunzelmann@stadt.nuernberg.de
www.senioren.nuernberg.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2012