Präventionspaket „Autofahren – alles easy!?“

Ein Projekt für die Schüler des Fachbereichs Kfz-Mechatroniker an der Staatlichen Berufsschule Neu-Ulm

Im Herbst 2010 fanden an der Staatlichen Berufsschule Neu-Ulm (bsnu) Projektwochen rund um die ADAC-Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben!“ statt, in der es um tödlich verunglückte junge Autofahrer geht. Die Aktionen der Schule dazu (u.a. das Projekt „Pille oder Pappe – Shit oder Schein“: Informationen zum Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss mit Rauschbrillenparcours, „Wenn der Notfall eintritt“: Notfallseelsorger berichten, „Wie kann ich helfen?“: Erste Hilfe) haben die Schüler sehr angesprochen. Da jugendliche Kfz- Mechatroniker zu den besonderen Risikogruppen im Straßenverkehr zählen, entwickelte sich aus der Projektwoche ein Präventionspaket, das den Abschlussklassen Kfz nun jährlich im Herbst angeboten wird.

Projektziele

Die Schüler der Berufsschule, insbesondere Führerscheinneulinge, werden sensibilisiert für Gefahren und Auswirkungen des Drogenmissbrauches. Sie setzen sich mit Tod und Sterben im Straßenverkehr auseinander, üben Verantwortung und Zivilcourage ein und erleben bei der Simulation mit der Rauschbrille ganz unmittelbar, wie unverantwortlich Fahren unter Alkoholeinfluss ist.

Umsetzung

Die Kfz-Klassen im 13. Schuljahr haben vor ihrer Abschlussprüfung im Winter noch 15 Unterrichtsstunden Religionsunterricht, in denen das Projekt umgesetzt wird. Bausteine sind:

  • Erfahrungen und Aufgaben der Notfallseelsorge – Umgang mit Tod und Sterben (vier Unterrichtsstunden): Einstieg mit Szenen aus aktuellen Tatort-Filmen (Überbringung von Todesnachrichten, Erfahrungen der Schüler fließen mit ein, die sie als ehrenamtliche Helfer beim Roten Kreuz oder bei der örtlichen Feuerwehr gemacht haben, persönliche Verlusterlebnisse, Kurzgeschichte „Abschied“ eines Schülers als Impuls zum Gespräch
  • Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum im Straßenverkehr (zwei Unterrichtsstunden): Zahlen, Daten, Fakten
  • Einüben von Verantwortung und Zivilcourage (zwei Unterrichtsstunden): praktische Auffrischung Erste Hilfe, Filmbeitrag „Helfen oder Wegschauen“, Szenen werden nachgestellt und Zivilcourage ausprobiert
  • Fahren im Rausch (vier Unterrichtsstunden): Die Klasse trifft sich am Vormittag auf dem Verkehrsübungsplatz Ludwigsfeld. Eine theoretische Einführung durch die Fahrlehrer/Verkehrswacht vertieft das Thema „Fahren unter Alkohol“, anschließend Vorführung des Films „Warum?“ aus der Aktion Disco-Fieber. Der praktische Teil erfolgt in Fahrschulautos in Begleitung der Fahrlehrer: Parcours-Fahrten zunächst ohne, dann mit Rauschbrille und lauter Musik.
  • Schulaufgabe (eine Unterrichtsstunde)


Das Projekt wurde über die Kfz-Klassen ausgeweitet auf die Mädchenklasse der Medizinischen Fachangestellten (11. Klasse), im kommenden Schuljahr sollen auch die Tischlerklassen teilnehmen.

Dokumentation: Projektbericht, Schülerfeedback, Bericht aus dem Newsletter der Berufsschule und den bnsu-Film

Ressourcen, Finanzierung

Nutzung der Ressourcen der Schule: Lehrkräfte des medizinischen Fachbereichs und des Fachbereichs Religion; unter den Schülern finden sich jedes Schuljahr Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr oder des Roten Kreuzes, die praktische Übungen in Erster Hilfe durchführen. Den Projektteil „Fahren im Rausch“ bietet die Verkehrswacht Neu- Ulm kostenfrei an

Kommentar aus dem Projekt

„Meine Kfzler lieben schnelle, schöne Autos. Legen auf dem Schülerparkplatz schon mal einen Kavaliersstart hin, um die Mädels zu beeindrucken. Und Alkohol ist ein großes Thema. Im Herbstprojekt ‚Schatten – ich wollte doch leben“ … habe [ich] gespürt, wie diese Themen meinen Schülern unter die Haut gehen … [Das] innovative Projekt ‚Fahren im Rausch‘ ist der Renner … Meine Abschlussschüler fordern den Vormittag regelrecht ein. Es ist ein gutes kompetenzorientiertes Projekt. Es wird viel gelacht und gleichzeitig spürt jeder, dass es um eine ernste Thematik geht. Die Erfahrungen und Kompetenzen der Schüler werden vernetzt. Genauso liebe ich Unterricht.“
Rückmeldungen von Schülern nach dem Fahrtraining: „Die Praxis hat für sich gesprochen“ – „Der Film und das Fahren mit der Rauschbrille wird bei jedem im Kopf bleiben“ – „Mit ist nochmals bewusst geworden, was es heißt, am Morgen danach mit Restalkohol zu fahren“ – „Der Film sagt alles aus. Den praktischen Teil sollte jeder mal gemacht haben“.

Kontakt

Staatliche Berufsschule Neu-Ulm (bsnu)
Ansprechpartnerin: Karola Künzler
Ringstraße 1, 89231 Neu-Ulm
Tel. 0731-985840
info@bsnu.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2013