Gesundheitsregion_plus Donau-Ries nimmt Präventionsketten in den Blick

Regelmäßig veranstaltet die Gesundheitsregionplus (GR+) Donau-Ries Gesundheitsforen. Am 24. November 2021 lag ein Schwerpunkt auf dem Themenbereich der Präventionsketten. Bereits im Jahr 2014 ist der Landkreis Donau-Ries dem Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“ beigetreten. Das war der Startschuss für erste Überlegungen, wie sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Landkreis erreicht werden können. Erstmals beschäftigten sich die Akteurinnen und Akteure mit dem Aufbau von Präventionsketten. Die nächste Förderperiode der GR+ Donau-Ries geht mit einem Bedeutungsgewinn des Themas einher.

Im Rahmen des vergangenen Gesundheitsforums beleuchtete Iris Grimm, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC), mit ihrem Impulsvortrag die Bedeutung von Präventionsketten.

Zum Einstieg konkretisierten die Teilnehmenden des Gesundheitsforums, was gesundheitliche Chancengleichheit für sie bedeutet.

Ergebnisse einer Umfrage in Wortwolke

Die Mehrzahl der Teilnehmenden assoziieren mit gesundheitlicher Chancengleichheit den Begriff "sozial" und weitere Aspekte.

Zusammenhang sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit

Die Auflösung folgte durch die Darstellung und Erläuterung des Modells nach Mielck (2000). Das Modell stellt den Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit dar. Durch die Unterschiede in gesundheitlichen Belastungen, Bewältigungsressourcen und gesundheitlicher Versorgung resultieren Unterschiede in gesundheitsrelevanten Lebensstilen (weniger Bewegung, erhöhter psychischer Stress, ungesunde Ernährung). Diese Faktoren führen zu gesundheitlicher Ungleichheit, d. h. durch diese Unterschiede können betroffene Menschen schneller und schwerer krank werden und haben eine geringere Lebenserwartung. Das Modell zeigt aber auch Ansatzpunkte und Unterstützungsmöglichkeiten der Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne der Verhaltens- und Verhältnisprävention auf.

Verschiedene Studien belegen außerdem einen Zusammenhang zwischen Gesundheitlicher Ungleichheit und der Covid-19 Pandemie. Personen in schwierigen Lebenslagen, sind von den Auswirkungen der Pandemie verstärkt betroffen.

Die Gesundheit von Kindern stärken

Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der Gesundheit bei Kindern. So zeigt sich beispielsweise, dass bei niedrigem sozioökonomischem Status die Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten, für die Entstehung von Adipositas sowie für die mittelmäßige bis schlechte Einschätzung des Gesundheitszustandes auch in jungen Jahren ansteigt.

Die Handlungsempfehlungen „Gesundes Aufwachsen für Alle! – zur Stärkung von Kindern in belasteten Lebenslagen“ des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit legen dar, dass Kinder und Jugendliche nur dann gesund aufwachsen können, wenn unterschiedliche Akteurinnen und Akteure gemeinsam die Voraussetzungen für gesundes Aufwachsen schaffen und dabei bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind. Die Qualitätskriterien sind: Beteiligung (Partizipation), interdisziplinäre Zusammenarbeit, Empowermentprozesse, ressourcenorientierte Haltung, Setting-Ansatz (Kombination verhaltens- & verhältnisorientierter Ansätze in den Lebenswelten), Multiplikatorenkonzepte & Umgang mit Vielfalt sowie Ehrenamtsstrukturen. Diese Erfahrungen im Kooperationsverbund sprechen zusammengefasst für die Realisierung von kommunalen Präventionsketten.

Präventionsketten etablieren

In einer Präventionskette arbeiten Akteurinnen und Akteure sowie Institutionen übergreifend und lebensphasenorientiert zusammen. Sie sichern die Übergänge für das Kind und seine Familie zwischen Angeboten, Institutionen und Settings. Ihre Netzwerke zur Förderung, Unterstützung, Beratung, Bildung, Betreuung, Partizipation und zum Schutz bilden die Präventionskette.

Der Filmausschnitt aus dem Film „Was ist eine Präventionskette und wie baut man sie auf?“ der Landesvereinigung für Gesundheit & Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen verdeutlicht noch einmal die Abläufe. Das zugehörige Werkbuch Präventionskette verdeutlicht die Inhalte umfassend.

Gerne unterstützt die KGC Bayern die GR+ Donau-Ries beim Aufbau einer Präventionskette, für den zunächst eine Bestandsanalyse geplant ist.