Interkultureller Mädchentreff

„Integration statt Perspektivlosigkeit, Vorbeugung statt Heilung“: Der Verein Jugendliche Deutsche aus Russland will in Ingolstadt „Integration gemeinsam schaffen“

Anlass

Für Mädchen mit Migrationshintergrund im Alter von 10 bis 17 Jahren gab es zum Zeitpunkt des Projektbeginns im Jahr 2007 in Ingolstadt kaum Angebote. Zudem bestand bei den vor allem aus Gebieten der ehemaligen Sowjetunion stammen­den Kindern und Jugendlichen eine große Unwissenheit bezüglich gesundheitlicher und jugendspezifischer Themen, insbesondere bei den 13-bis 17-Jährigen Mädchen. „Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten trugen dazu bei, dass diese Unwissenheit nicht geringer wurde. Gerade diese Unwissenheit machte genau diese Zielgruppe für die älteren Jungen, die bereits Drogenerfahrungen etc. haben, interessant.“

Projektziele

Möglichst viele Mädchen mit Migrationshintergrund sollen erreicht und konstant in einen Mädchentreff eingebunden werden. Vermittlung jugendgerechter Informationen zu Themen wie Ernährung, Suchtmittel, Sexualität und Verhütung u.a., sinnvolle Freizeitgestaltung, Hilfe bei schulischen oder Sprachproblemen. Geeignete Mädchen aus der Zielgruppe werden zu Übungsleiterinnen oder Präventionstutorinnen aus­gebildet, Weitergabe von Informationen im Rahmen der peer-to-peer-Education. Schrittweise Einbindung der Mädchen in die örtlichen Sportvereine sowie Einbindung von Mädchen ohne Migrationshintergrund in den Treff.

Umsetzung

Projektbeginn im Januar 2007. Mädchen im Alter von 10 bis ca. 17 Jahren wurden gezielt im Übergangswohnheim in Ingolstadt sowie durch die Schulsozialarbeit der Hauptschule im Piusviertel angesprochen und für eine Teilnahme am Mädchentreff gewonnen. Die Treffen finden einmal monatlich in einem Raum des Quartiersmanagements des Projekts Soziale Stadt – Piusviertel statt.

  • Regelmäßig kommen 15 Mädchen zu den Treffen. Leitung durch einen staatlich geprüften Sozialberater für Migranten, unterstützt durch eine Kinderpflegerin mit Migrationshintergrund, die bei Sprachproblemen übersetzt und auch Wochenend­fahrten begleitete. Kontinuierliche Begleitung durch eine Sozialpädagogin des Ge­sundheitsamtes Ingolstadt, Fachbereich Suchtprävention.
  • An den Interessen der Mädchen orientierte Freizeitangebote sowie Informationen zu jugendspezifischen Themen, z.B. Ernährung, Suchtmittel, Sexualität. Die Mädchen sind in Projektplanung und -gestaltung einbezogen. Themen bzw. Aktivitäten im Jahr 2007 u.a. gemeinsames Kochen, Mixen alkoholfreier Cocktails und Verkauf beim Stadtteilfest, Selbstbehauptungstraining, Furchtbarkeit und Veränderungsprozesse im Körper, Schlittschuhlaufen.
  • Elternarbeit: Die Eltern wurden über die geplanten Aktivitäten und Themen sowie
    über die Regeln des Mädchentreffs (z.B. Absage bei Nichterscheinen) informiert.
  • Vorstellung des Projekts in Gremien der Stadt, z.B. in der Kommission Soziale Stadt,
    Berichte in der Stadtteilzeitung. Teilnahme an der Aktionswoche der Christlich-Musli­mischen Friedensinitiative e.V. „Integration gemeinsam schaffen“

Dokumentation: Projektbeschreibung, Flyer des Vereins

Ressourcen

Finanzierung aus Eigenmitteln des Vereins Jugendliche Deutsche aus Russland e.V., durch das Gesundheitsamt Ingolstadt und die Robert-Bosch-Stiftung. Die Betreuung durch die Kinderpflegerin erfolgt ehrenamtlich; Ausgaben entstehen durch die Aktionen der Gruppe. Kooperationspartner vor Ort: Gesundheitsamt der Stadt Ingolstadt (sozi­alpädagogische Begleitung), Sportvereine, Quartiersmanagement der Sozialen Stadt, Kulturverein, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Migrationsforum

Kommentar im Projekt

„Nach eigener Ansicht sowie auch Bewertung durch die Kooperationspartner wurden die von uns gesetzten Ziele weitgehend erreicht. Die Mädchen nahmen konstant am Mädchentreff teil. Es konnten engagierte Mädchen herausgefiltert werden, welche die Ausbildung zur Tutorin/Übungsleiterin absolvierten bzw. auch in ansässige Sportvereine eingebunden wurden. Mädchen anderer Kulturkreise konnten im Treff integriert wer­den. Einigen Mädchen konnte bei Sprachproblemen im Hinblick auf schulische oder berufliche Probleme geholfen werden … Das konstante Stattfinden trug dazu bei, … dass sukzessive ein Vertrauensverhältnis zu den Mädchen aufgebaut werden konnte. Das Fortbestehen des Mädchentreffs signalisiert die Notwendigkeit dieses Angebots und die Akzeptanz der Zielgruppe.“ JDR – Jugendliche Deutsche aus Russland.

Kontakt

Freundeskreis Blaues Kreuz e.V.
Ansprechpartner: Robert Rudi
Pater-Moser-Straße 19, 85072 Eichstätt
Tel. 08421-902166
robert@ria-telekon.de
www.jugendarbeit-ei.de/pages/jdr/

Stand der Projektinformation: Mai 2009