Gesundheit fetzt – hier und jetzt!

Betriebliches Gesundheitsmanagement in den Kindertagesstätten der Gemeinnützigen Paritätische Kindertagesbetreuung GmbH

Christine Petersen, Gemeinnützige Paritätische Kindertagesbetreuung GmbH, München

Die täglichen Belastungen in den Kindertagesstätten sind hoch: Lärm, dauernde Aufmerksamkeit und Konzentration, das Gefühl, sich in der Fülle der Aufgaben „zerteilen“ zu müssen, bedeuten hohe Anstrengungen. Wer sich fit fühlt und gesund ist, geht gut gerüstet in den Arbeitstag.

Hintergrund

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs auf einen KiTa-Platz für unter Dreijährige wurden in den letzten Jahren mehr und mehr Kinderbetreuungseinrichtungen eröffnet und ausgebaut. Der dadurch erhöhte Personalbedarf führt zusammen mit dem demographischen Wandel dazu, dass in den bayerischen Metropolregionen, insbesondere im Großraum München, ein Mangel an qualifiziertem KiTa-Personal ent- oder besteht.

Gestiegene Anforderungen an die Mitarbeiter/-innen  und der relativ frühe Ausstieg aus dem Beruf verdeutlichen, wie wichtig es für KiTa-Mitarbeiter ist, gesund zu sein und zu bleiben. Neben der Fachkompetenz ist das physische und psychische Wohlbefinden die wichtigste Ressource für eine individuelle Stressresistenz. Diese Ressourcen über viele Arbeitsjahre zu bewahren und so gesund für die Arbeit und das Privatleben zu bleiben, ist Ziel unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Die über 40 Einrichtungen der Gemeinnützigen Paritätischen Kindertagesbetreuung Nord und Süd GmbH zeichnen sich durch eine hohe fachliche Qualität und eine anspruchsvolle Pädagogik aus. Um diesem Anspruch weiterhin gerecht zu werden, wurde 2009 das Projekt „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ ins Leben gerufen. Die besondere Herausforderung bestand und besteht darin, ein für alle KiTas einheitliches und passendes Konzept zu entwickeln. Die Kindertagesstätten agieren eigenständig und sind sehr unterschiedlich, was Größe, Organisation, Netzwerk, Kinder, Elternschaft, Schwerpunkte etc. betrifft.

Im Herbst 2009 hat sich die Steuerungsgruppe, bestehend aus zwei KiTa-Leiterinnen aus Nord und Süd, je einer Vertreterin der Betriebsräte, der Betriebsärztin und dem Geschäftsführer, zum ersten Mal getroffen. Die AOK Bayern begleitet und moderiert das Projekt.

Analyse

Als Grundlage für die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter wurden Ende 2010 Arbeitssituationsanalysen durchgeführt. Diese erfolgten in Form von moderierten Gruppeninterviews. Dabei wurden nicht nur wesentliche Probleme und Belastungen der Mitarbeiterinnen in den KiTas erfragt, sondern auch bereits gemeinsam erste Lösungsansätze entwickelt. Nach einer Pilotierung mit der AOK und der Ausbildung von Multiplikatoren im Unternehmen führten diese ausgebildeten Mitarbeiterinnen die Arbeitssituationsanalysen in allen restlichen KiTas durch.

Nach den Arbeitssituationsanalysen mit pädagogischen Fach- und Leitungskräften wurde im November 2012 auch eine Erfassung im Hauswirtschaftsbereich durchgeführt.

Im Rahmen der Mitarbeiterbefragung Anfang 2013 wurden verschiedene Fragen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement gestellt und ausgewertet. Anfang März 2013 fand der Workshop „Gesund bis zur Rente“ statt, bei dem gemeinsam mit Mitarbeiterinnen über 55 Jahre analysiert wurde, was sie tun, um bis jetzt „gesund“ arbeiten zu können bzw. was der Arbeitgeber noch tun kann, um gesundes Arbeiten bis zur Rente zu er-leichtern.

Ziele-Matrix

Ziele-Matrix

Kommunikation

Die Kommunikation der im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements erfolgten Analysen und Maßnahmen erfolgt regelmäßig über verschiedene Kanäle und Medien:

  • Leitungskonferenzen der KiTa-Leitungen (alle sechs bis acht Wochen)
  • Betriebsversammlungen (quartalsweise)
  • Teambesprechungen in den KiTas
  • Gesundheitsbroschüre (2010 und 2012)
  • Newsletter (Neuigkeiten der Geschäftsleitung, ein eigener Gesundheits-Newsletter ist in Planung)

Im Jahr 2010 wurde außerdem ein Motto-Wettbewerb veranstaltet, bei dem die Mitarbeiterinnen das Motto unseres Gesundheitsprojektes „Gesundheit fetzt – hier und jetzt!“ erfunden und ausgewählt haben.

Mit der regelmäßigen Kommunikation über das Betriebliche Gesundheitsmanagement informieren und involvieren sich die Mitarbeiter über aktuelle und anstehende Maßnahmen, tauschen sich über die Gesundheitsziele in den Einrichtungen aus und besprechen miteinander, was Sie tun, um gesund und fit zu bleiben. Dabei wird deutlich, dass es im Betrieblichen Gesundheitsmanagement nicht um Einzelmaßnahmen geht, sondern dass viele betriebliche Aspekte mit dem Gesundheitsmanagement zusammen hängen und sich gegenseitig beeinflussen.

Monatlich erscheinen Gesundheitstipps, die den Mitarbeiterinnen Anregungen geben sollen, gesünder und bewusster zu leben. Z.B. der Gesundheitstipp „Trink dich fit – macht mit!“, in dem die Mitarbeiter dazu aufgefordert werden, regelmäßig und ausreichend zu trinken. Dieser hat unterschiedliche Umsetzung gefunden: In einer Einrichtung wurden z.B. sogenannte „Trink-Patenschaften“ eingeführt, bei denen die Paten gegenseitig darauf aufpassen, dass sie genug trinken. Eine andere KiTa hat ein Belohnungssystem eingeführt, wenn über den Tag eine bestimmte Menge getrunken wurde.

Insgesamt zeichnet sich „Gesundheit fetzt – hier und jetzt!“ durch einen hohen Grad an Partizipation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus: Die Beschäftigten führten die Arbeitssituationsanalyse durch, waren direkt eingebunden in die Ableitung von Maßnahmen, sind mitverantwortlich für die Umsetzung dieser Maßnahmen und bestimmen eigene Gesundheitsziele. Eine fortlaufende Information über Stand und Aktivitäten im Projekt sowie regelmäßige Feedbackschleifen durch den Träger runden die Zusammenarbeit ab.

Ansatzpunkte und Maßnahmen

In den Arbeitssituationsanalysen wurde erarbeitet, welche Faktoren für die Gesundheit der Beschäftigten besonders relevant sind, auf welche Ressourcen die Mitarbeiterinnen im Arbeitsalltag zurückgreifen können. Dies sind z.B. Anerkennung, gutes Arbeitsklima, Vollständigkeit der Aufgaben etc. Im weiteren Verlauf des Projektes ist es immer ein Anliegen, nicht nur auf die Belastungen zu schauen, sondern auch immer wieder die vorhandenen Ressourcen zu erkennen, zu erhalten und zu pflegen.

In allen Einrichtungen wurden im Team Gesundheitsziele formuliert. Die Umsetzung wird im Jahresbericht der Einrichtung dokumentiert und im Jahresplanungsgespräch besprochen. Gesundheit ist Thema jeder Teambesprechung.

Im November 2012 fand in Nürnberg der Gesundheitstag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KiTas in Nürnberg, Erlangen und Regensburg statt. Über 100 Teilnehmer trafen sich zum Austausch und um verschiedene Angebote rund um das Thema Gesundheit wahrzunehmen. Nach einem Vortrag zum Stressmanagement konnten die Beteiligten verschiedene Sportarten und Entspannungstechniken direkt ausprobieren: Nordic Walking, Aqua- und Rückengymnastik, Blitzentspannung und und und. Mit verschiedenen Messtechniken und Tests konnten sich die Mitarbeiterinnen Rückmeldung über ihre Fitness und den Trainingserfolg einholen. Abgerundet wurde der Tag durch das Angebot an gesunden Leckereien und Getränken. Der Gesundheitstag für die KiTas in der Region München ist für April 2014 geplant.

Resultierend aus den Arbeitssituationsanalysen und in den regelmäßigen Treffen der Steuerungsgruppe wurde ein Maßnahmenkatalog erstellt, der nachgehalten und kommuniziert wird. Aus dem Alltag, aus einzelnen Gesundheitsprojekten in den Einrichtungen und aus Re-Analysen der Arbeitssituation ergeben sich weitere Maßnahmen und Ansatzpunkte, die in den Katalog aufgenommen werden.

Hier einige Beispiele:

  • Weiterqualifizierung der Leitungskräfte („Gesund Führen“) und Mitarbeiter (z.B. Stress- und Konfliktmanagement)
  • Wertschätzung – Baukasten Wertschätzung
  • AOK-Blitzentspannung
  • Investitionen in die Einrichtungsausstattung (Lärmschutz, ergonomische Möblierung etc.)
  • Gesundheitskurse (einzelne Mitarbeiter und/oder gesamte Einrichtungen)
  • Coaching und Teamtraining zur Erhaltung und Verbesserung der Arbeitsatmosphäre
  • Projektbörse für aus den Einrichtungen initiierte Gesundheitsprojekte
  • Stärkung der Eigenverantwortung (Gesundheitstipps)
  • Multiplikatoren-Schulung zur selbständigen Durchführung von Arbeitssituationsanalysen

Qualitätssicherung und Erfolgskontrolle

Die Umsetzung und Auswirkungen der aus dem Projekt entstandenen Maßnahmen und Veränderungen werden durch verschiedene Methoden geprüft und evaluiert:

  • Wiederholte Arbeitssituationsanalysen
  • Befragungen  (Befragung nach dem Gesundheitstag, Mitarbeiterbefragung alle zwei Jahre)
  • Pflege und Abarbeitung des Maßnahmenkataloges
  • Überprüfung der Gesundheitsziele jeder Einrichtung im Jahresplanungsgespräch
  • Nutzung der Gesundheitsangebote
  • Umsetzung der Gesundheitstipps („Wettbewerb“)

Bilanz und Ausblick

Mit den bisherigen Ergebnissen des Projektes „Gesundheit fetzt – hier und jetzt!“ sind Mitarbeiterinnen, Leitungskräfte und Träger sehr zufrieden. Die Fluktuationsquote ist gesunken, die Krankheitsquote ist seit 2009 erheblich zurückgegangen und die Zufriedenheit und Empfehlungsbereitschaft der Beschäftigten ist nach den Ergebnissen der letzten Mitarbeiterbefragung hoch.

Jetzt geht es darum, den Projektstatus abzulösen, um Gesundheit als jederzeit präsentes Thema weiter in den Alltag zu integrieren. Die bisherigen Ansätze und Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, nachhaltig in den Einrichtungen implementiert und fortgeführt zu werden.

Gemeinnützige Paritätische Kindertagesbetreuung GmbH
Ansprechpartnerin: Christine Petersen
Charles-de-Gaulle-Straße 4, 81737 Münche
Tel. 089-30611288
christine.petersen@paritaet-bayern.de