Freudentanz - Das grenzenlose Tanzprojekt der Caritas

BGPP-Preisträger 2012, Sonderpreis

Sonderpreis "Gesundheit für Menschen mit Migrationshintergrund" für Freudentanz, überreicht am 14. Dezember 2012

Aufeinander zugehen – miteinander tanzen. Bei Freudentanz begegnen sich Kinder und Jugendliche, Jungen und Mädchen, Blinde und Sehende, Gehörlose und Hörende, Deutsche und Ausländer, Christen und Muslime …

Eva-Maria Weigert

Wir setzen uns für Flüchtlings- und Migrantenkinder ein. Weltweit sind 16 Millionen Menschen aus ihren Heimatländern geflohen, fast die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche. In München leben ca. 260 000 Ausländer aus 135 Ländern, das sind 20% der Bevölkerung. Von den 50.000 Schülern sind 18.000 ausländisch. 2.966 Kinder und Jugendliche sind Flüchtlinge (Stand: September 2009). Migration ist ein globales Ereignis. 1.500 Flüchtlingskinder leben in 20 Asylbewerberheimen. Diese Kinder sind unsere Zukunft. Die Integration von Zuwandern ist ein soziales Problemspannungsfeld mit großer Dringlichkeit.

Ziele

Freudentanz, das grenzenlose Tanzprojekt der Caritas, ist ein Selbsthilfeprojekt, bei dem nicht nur Tanzschritte, Gesundheitsförderung und Prävention, sondern auch wichtige soziale Werte wie Respekt füreinander, gegenseitige Toleranz, Menschenwürde und Nächstenliebe eingeübt werden.

Musik und Tanz verstehen wir ohne Worte. Sprachbarrieren gibt es keine, denn das Medium ist der Tanz. "Wenn ich tanze vergesse ich all meine Sorgen!" meint Anila, 9 Jahre, aus Somalia. Tanzen bedeutet Freiheit, Augenblick und Lebensfreude. Hier können Kinder und Jugendliche jeglicher Herkunft ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, Frustrationen abbauen und einen positiven Umgang miteinander erleben. Die Älteren trainieren die Jüngeren. Dabei steht nicht der Wettstreit im Vordergrund, sondern vielmehr der Anreiz, sich zusammen zu tun, gemeinsam an einem Tanz zu arbeiten und aufzutreten.

Umsetzung

Unsere Kindertanzgruppen üben eigeninitiativ Tänze ein und trainieren allein oder/ und unter Aufsicht zu Hause, in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge, in Jugendzentren, in Schulen. Die Trainer, unter denen sich auch Jugendliche befinden, geben Feedback und Hilfestellung im Umgang miteinander: "Was für Regeln brauchen wir?”, "Wie gehen wir mit Spannungen, Frustrationen, Aggressionen um?", "Welche Möglichkeiten haben wir, Konflikte zu lösen?". Über die Auftritte finanzieren die Kids ihre Freizeitaktivitäten. Da finanzielle Mittel der Eltern sehr begrenzt sind, ist unser Training kostenfrei vor Ort, überall in München und übertragbar auf jede Stadt-Landkultur.
Unser Projekt startete im Oktober 2000, seither veranstalten wir über 100 Aktionen pro Jahr und zählen dabei 1.000 Teilnehmer aus über 25 Nationen.

Unsere Angebote

Tanztraining, Tanzauftritte, Tanztrainingcamps, Projekttage, Ausflüge, Freizeitaktivitäten, Familienfeste, Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe, Computerschulung, Deutschtraining, Einzelbetreuung, Multiplikatoren- und Trainerschulung, Müttertreffen, Kochkurse, Theatergruppe … Pro Jahr veranstalten wir über 100 Aktionen.

Tanzwettbewerbe

Jedes Jahr organisieren wir zwei Tanzwettbewerbe, wo etwa 100 Kids im Alter von fünf bis 18 Jahren in den vier Kategorien Breakdance, Hiphop, Folklore, Respekt (Tanz behinderter Kinder) gegeneinander und miteinander tanzen. Wir haben bis jetzt 25 Tanzwettbewerbe durchgeführt. Die Jury bewertet nach Punkten, Ausstrahlung, Kreativität, Synchronität und Schwierigkeit des Tanzes, sowie das soziale Miteinander der Gruppe. In der Planung, Organisation und Durchführung arbeiten 20 ehrenamtliche jugendliche Helfer mit.

Tanzauftritte bei Stadteilfesten, in Altersheimen

Mit den Tanzauftritten in der Öffentlichkeit wollen wir Brücken zu den Menschen in der neuen Heimat bauen, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken und neue Freunde gewinnen.

Ferien-Tanztrainingcamps

In den Ferien veranstalten wir Trainingscamps außerhalb Münchens im Grünen. Unsere Flüchtlingskinder leben meist in Dauerstresssituationen räumlich sehr beengt in Unterkünften mit Gemeinschaftsküche, -bad, - toilette. Sie haben sonst keinerlei Möglichkeiten, in den Ferien wegzufahren. Die Tanzfreizeiten sind unvergessliche Erlebnisse, Erholung, Abenteuer und Bereicherung, von denen die Kinder lange zehren.

Projekttage

Ausländische, deutsche, behinderte oder nicht behinderte Kinder verbringen einen Tag oder Nachmittag miteinander. Neue Tanzschritte werden einstudiert und Toleranzspiele gespielt. Ältere Jugendliche sind als Peertrainer gute Vorbilder für die Jüngeren und mit jeder Menge Power und guter Ideen voll mit dabei!
Ausflüge, Freizeitaktivitäten werden über die Tanzauftritte und Spenden finanziert, da die meisten Eltern unserer Kinder nur Lebensmittelpakete und 120 Euro Sozialhilfe pro Person zur Verfügung haben.

Ressourcen, Finanzierung

Das Projekt steht unter Trägerschaft des Caritasverbandes und ist in die regionale Flüchtlingsarbeit der Caritas eingebunden, die eine viertel Stelle vergütet. Unsere Maßnahmekosten bestreiten wir aus Spenden, jeder Cent fließt ohne Verwaltungs- oder Bürokosten direkt ins Projekt. Steuerlich absetzbare Spendenbescheinigungen werden über die Caritas ausgestellt.

Wir sind äußerst sparsam und erreichen mit wenig Mitteln viel! Die Tausenden von ehrenamtlichen gespendeten Stunden sind unser größtes Kapital. Ohne die Mithilfe unserer vielen engagierten Freiwilligen, auch der Kinder und Jugendlichen, wäre unser Projekt nicht möglich. Wir arbeiten mit bestehenden Sozialstrukturen zusammen: Lehrern, Erziehern, Ämtern, Jugendgruppenleitern, Kirchengemeinden, Jugendzentren … Mit unseren Sponsoren aus der Wirtschaft knüpfen wir in einer Win / Win-Situation ein soziales Netzwerk von Cooperate Social Responsibilty-Unterstützern. Wir pflegen eine Dankeschönkultur und kommunizieren mit unseren Helfern und Unterstützern regelmäßig. Medienpräsenz durch Artikel und Filmbeiträge über Freudentanz beweisen sich als gute Informationsquelle für interessierte Mitbürger.

Kann ich als einzelner Mensch überhaupt helfen, etwas erreichen oder verändern? Ein persönliches Wort als Projektinitiatiorin

"Als ich vor über 10 Jahren das erste Mal ein Flüchtlingsheim besuchte, war ich geschockt von der Not und dem Schicksal der Flüchtlinge. Wie würde es mir, meinen Kindern gehen, wenn wir alles verloren hätten? Nach schlimmen Entbehrungen, traumatischen Erlebnissen von Folter und Krieg. Unerwünscht in einem fremden Land, fremder Sprache, fremder Kultur zu leben? In einem Zimmer unter extremen Bedingungen, Bad, Küche, Toilette mit anderen Menschen teilen müssten? Ohne Hoffnung und Perspektive für eine gute Zukunft ...?

Kann ich als einzelner Mensch überhaupt helfen, etwas erreichen oder verändern?

Dann wurde ich überwältigt von der Begeisterung der Flüchtlingskinder, der Faszination der fremden Kulturen und der Bereicherung, durch die Liebe und Freundschaft der Menschen, die meine Freunde wurden! Als ich das Projekt startete, hätte ich mir nie träumen lassen, dass die Arbeit so groß und erfolgreich werden würde. Ich bin darüber sehr dankbar und auch stolz. Für mich ist jeder Mensch wie ein Rohdiamant, vor allem Kinder. Und ich freue mich, dass ich mithelfen darf, sie zu schleifen und sie ein Stück ihres Weges begleiten kann. Ich möchte einerseits liebevoll genug sein, diese kleinen Menschen anzunehmen wie sie sind und ihnen andererseits dabei helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Meine größte Belohnung ist es, mitzuerleben, wie sich die Kids positiv entwickeln.

Ich begleite jetzt die dritte Generation. Die Jugendlichen, mit denen ich Freudentanz damals angefangen habe, sind heute über zwanzig Jahre alt, sie machen eine Ausbildung oder studieren oder stehen erfolgreich im Beruf, wir sind immer noch in freundschaftlichem Kontakt.

In den letzten Jahren durfte ich miterleben, wie aus desorientierten, unsicheren, aggressiven Kindern stabile junge Menschen geworden sind, die ihren Weg gehen und Verantwortung für sich und Andere übernehmen und ihren Platz in der Welt finden!"

Kontakt

Alveni Caritas Sozialdienst für Flüchtlinge
Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.
Ansprechpartnerin: Eva-Maria Weigert
Hirtenstraße 26, III. Stock, 80335 München
Tel. 089-51399740
info@freudentanz.net
www.freudentanz.net
facebook: Freudentanz das grenzenlose Tanzprojekt