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„Typisch……!...?....“ – Fachtag zum Thema interkulturelle Kommunikation als Schlüssel für gesundheitliche Chancengleichheit

Wie können transkulturelle Kompetenzen zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit beitragen? Rund 50 interessierte Fachkräfte sowie Studierende kamen am 21. September zu dem Fachtag der Regierung von Niederbayern, die in Kooperation mit dem Landratsamt Passauer Land, dem Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung, der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit und der TH Deggendorf stattfand, zusammen, um sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen und sich über gesammelte Erfahrungen auszutauschen.

Gelungener Start: Referentinnen und Referenten geben erste Impulse

Sylvia Seider, Regierung von Niederbayern, sowie die Kooperationspartnerinnen und -partner hießen die Teilnehmenden willkommen und stimmten auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „interkulturelle Kommunikation“ ein. Andrea Gugger-Diouf sensibilisierte anhand zahlreicher Beispiele für kulturelle Vielfalt. Kulturelle Prägungen und auch kulturell geprägte Selbstverständlichkeiten könne man als „Software of the mind“ bezeichnen und unterscheiden sich in den Regionen der Welt. Der anschließende Vortrag von Frau Prof. Liel knüpfte inhaltlich nahtlos an. Ihre Kernaussage, dass transkulturelle Kompetenzen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit beitragen, traf auf volle Zustimmung unter den Teilnehmenden.

2 aus 5 – Workshop-Phasen ermöglichten intensivierte Auseinandersetzung

Die Teilnehmenden konnten aus fünf Workshopangeboten zwei auswählen. Perdita Wingerter, Geschäftsführerin Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ Passau, zeigte in ihrem Workshop eine bewährte Möglichkeit zur Integration von Migrantinnen und Migranten auf. Hierbei werden Migrantinnen und Migranten nicht nur passiv betreut, sondern als Ehrenamtliche rekrutiert, um sich schließlich aus eigener Kraft heraus als aktive Helfer erfolgreich in unsere Gesellschaft zu integrieren.

Im zweiten Workshop zeigte Patrizia Hager, Sozialraumplanung LRA Passau, am Beispiel des Konzepts „FrauenTreff“ im Landkreis Passau, wie es gelingen kann, ein unterstützendes soziales Umfeld für Migrantinnen durch niedrigschwellige Angebote aufzubauen. Die Programminhalte der Angebote tragen zudem zur Gesundheitsbildung bei.

Der dritte Workshop, geleitet von Andrea Gugger-Diouf, M.A. Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, thematisierte den Einfluss bestehender Machtverhältnisse auf die (Beratungs-)Praxis mit einem Fokus auf „kritisches Weiß-Sein“. Wie auch schon in ihrem Vortrag am Vormittag regte sie durch augenöffnende Beispiele aus unserer Gesellschaft zur Selbstreflexion an.

Frederic Lwano, Systemischer Berater (SG.), Elterntrainer und interkultureller Referent, gelang es eindrucksvoll, den Teilnehmenden des vierten Workshops, die Auswirkungen der Flucht auf die Gesundheitsressourcen von Familien aufzuzeigen. Seine Kernaussage lautet: „Bei allen Verlusten und Veränderungen bleibt für Geflüchtete, unabhängig von der Distanz zu den Liebsten, die Familie die wichtigste Gesundheitsressource.“

Anhand des Beispiels „ZuSpruch“ präsentierte Eva Bönisch, stellv. Leitung bzf (berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft) Nürnberg, ein erfolgreiches Projekt, das Menschen mit Migrationshintergrund bei der Überwindung von sprachlichen Hürden in verschiedensten Szenarien den Alltag erleichtern soll. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit von mittlerweile mehr als 200 Sprachmittlerinnen und -mittlern können sowohl Unsicherheiten abgebaut, als auch Frustrationen vermieden werden. Vor allem im medizinischen Bereich hat das Überwinden von Sprachbarrieren ein großes Präventionspotential.

Das Thema interkulturelle Kommunikation als Schlüssel für gesundheitliche Chancengleichheit rückt zunehmend in den Fokus und kommt in der Praxis nach und nach an –  so das Fazit der Organisatorinnen und Organisatoren des Fachtags. Das zeigen nicht zuletzt die eindrücklichen Beispiele und Projekte der Workshops. Indikator dafür ist auch das Interesse, sowohl im Hochschulbereich als auch bei den Fachkräften. Die Teilnehmenden nehmen Elemente und Lösungsansätze für mehr gesundheitliche Chancengleichheit in ihren Arbeitsalltag mit.