Du machst mich noch verrückt...

Kurs zur Kommunikation für Angehörige von Demenzkranken

Landratsamt Augsburg

Im Jahr 2010 lebten im Landkreis Augsburg bereits ca. 3.000 an Demenz erkrankte Personen, davon 900 in Pflegeheimen. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen werden von Angehörigen zu Hause gepflegt und versorgt. Bis 2030 geht man von ca.5.300 Erkrankten im Landkreis Augsburg aus.

Die mit dieser Krankheit verbundenen Veränderungen und Beeinträchtigungen des täglichen Lebens führen häufig zur Überforderung der Angehörigen. Die Wesensveränderung des Kranken erschwert die Kommunikation und den Umgang mit den Betroffenen. Kenntnisse über die Veränderung und Hintergründe zum Verhalten der Erkrankten helfen bei der Alltagsbewältigung und tragen zur Entlastung der Pflegepersonen bei.

Ziele

Das Angebot soll zur Entlastung der pflegenden Angehörigen beitragen, durch das Kennenlernen der Bedürfnisse, Antriebe und Gefühle der Betroffenen (warum verhalten sie sich so?) sowie durch die Entwicklung von Einfühlungsvermögen und Empathie. Es soll den Blick schärfen für das, was hinter dem herausfordernden Verhalten steckt, sowie Möglichkeiten des Agierens und Reagierens aufzeigen und Techniken des einfühlsamen Umgangs vermitteln.

Umsetzung

Es handelt sich um eine in der Regel zweitägige Schulung, die abwechselnd in verschiedenen Gemeinden des ländlichen Raumes stattfindet.

Angehörige von Demenzkranken bekommen dort theoretischen Input und haben die Möglichkeit zum persönlichen Erfahrungsaustausch. Zudem erhalten sie eine Einführung in die Beeinträchtigungen und Bedürfnisse von Menschen mit Demenz, aber auch in deren Kompetenzen und Ressourcen (Kompetenzorientierung statt Defizitorientierung des Betroffenen). Den Angehörigen werden Wissen zum verstehenden Umgang mit Demenzkranken, zu Formen der Kommunikation (verbal-nonverbal, Mimik, Betonung, Körpersprache) und zur Validation von Verhaltensweisen vermittelt. Außerdem werden ihnen Techniken und Entlastungsmöglichkeiten aufgezeigt mit dem Ziel, die psychosoziale Belastung zu verringern und die Pflegebereitschaft möglichst langfristig zu erhalten.

Es besteht eine erhöhte Nachfrage nach den Kursen; die Teilnehmer geben durchweg positives Feedback. Häufig wird in der Folge das Angebot von Einzelfallberatungen angenommen.
Im Jahr 2013 wurden erstmals drei Kurse angeboten. Seitdem fanden 25 Kurse mit durchschnittlich 12 Teilnehmern statt.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Die Schulung wird von der Seniorenberatung - Fachstelle für pflegende Angehörige angeboten und durch den Landkreis Augsburg finanziert. Eine Förderung besteht durch das Bayerische Netzwerk Pflege (ZBFS).
Die Schulung wird für die Teilnehmer kostenlos angeboten.

Trägerschaft und Projektkoordination

Träger ist der Landkreis Augsburg, Fachbereich Soziales Betreuungswesen und Seniorenfragen. Die Projektkoordination wird von der „Seniorenberatung - Fachstelle für pflegende Angehörige“ übernommen.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Die Qualitätssicherung erfolgt über regelmäßige Fortbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiterinnen der Seniorenberatung, die die Kurse durchführen. Zudem wird seitens des Trägers Supervision angeboten. Die Dokumentation erfolgt in Form von jährlichen Berichten.

Kommentar aus dem Projekt

„,Du machst mich noch verrückt…', diesen verzweifelten Ausspruch haben die Seniorenberaterinnen des Landratsamts Augsburg schon oft von Angehörigen in Bezug auf die an Demenz erkrankten Angehörigen zu hören bekommen. Wer angemessen auf das schwierige Verhalten von Demenzkranken reagieren kann, verhindert das Situationen eskalieren und schont vor allem seine Nerven.“

Kontakt

Landratsamt Augsburg
Ansprechpartnerin: Regina Mayer
Prinzregentenplatz 4, 86150 Augsburg
Telefon: 0821-3102-2484
E-Mail: seniorenberatung@lra-a.bayern.de

Stand der Projektinformation: April 2020