Das MFM-Projekt (Mädchen Frauen Meine Tage)

Ein sexualpädagogisches Präventionsprojekt für Mädchen in der Vorpubertät mit Einbindung der Mütter/Eltern

Das MFM-Projekt (Mädchen Frauen Meine Tage) wurde 1999 im Fachbereich Ehe und Familie der Erzdiözese München-Freising in Kooperation mit der Bayerischen AIDS-Stiftung, Verein zur Gesundheitsförderung e.V., entwickelt. Dabei handelt es sich um ein sexualpädagogisches Präventionsprojekt für junge Mädchen mit Einbindung der Mütter/Eltern. Es schließt die Ausbildung von Multiplikatorinnen mit ein.

Das Projekt fällt in den Bereich der Prävention von ungeplanten Schwangerschaften, Verhinderung von Abtreibungen, Prävention von sexuellem Missbrauch, Essstörungen, AIDS-Prävention sowie in den Bereich des § 16 des Kinder- und Jugendschutzgesetzes.

Situationsbeschreibung und Hintergründe

Wie ein Mädchen ihren eigenen Körper erlebt und bewertet, hat großen Einfluss auf ihr Selbstbild und ihr Selbstwertgefühl. Sich als Frau zu bejahen und die körperlichen Veränderungen in der Pubertät in positiver Weise zu erleben, ist eine ihrer entscheidenden Entwicklungsaufgaben.

Vorbereitung auf die Pubertät

Gerade die Art und Weise, wie junge Frauen auf die körperlichen Veränderungen während der Pubertät vorbereitet werden, wirkt sich auf ihre spätere Einstellung zu Zyklusgeschehen, Frausein und Sexualität aus. Wenn die positive Geschlechtsidentifikation misslingt, können daraus eine Vielzahl von Störungen resultieren, angefangen von Essstörungen (Magersucht, Fettsucht, Ess-Brechsucht) über sexuelle Ausbeutung aufgrund von mangelndem Selbstwertgefühl, die Gefahr von AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, die Gefahr von ungeplanten Schwangerschaften und Abtreibungen mit ihren jeweiligen Folgen für das Lebensschicksal des einzelnen Mädchens.

Mädchenarbeit und Sexualkundeunterricht heute

Wenn "Mädchenarbeit" geschieht, so beginnt sie meist erst bei einer Altersgruppe ab 14 Jahre. Für jüngere Mädchen im Alter von 10 – 13 Jahren, die vor oder am Anfang ihrer Pubertät stehen, klafft hier eine Lücke. Es gibt kaum schriftliche sexualpädagogische Konzepte und Angebote, die diese jungen Mädchen auf ihrem Weg zum Frausein in positiver Weise begleiten und unterstützen. Auch die Eltern, speziell die Mütter, werden mit der Aufgabe, ihre Töchter vorzubereiten auf das, was an körperlichen (und seelischen) Veränderungen auf sie zukommt, weitgehend allein gelassen.

Darüber hinaus sind die Informationen zu dem, was im Körper einer Frau während ihres fruchtbaren Lebens vorgeht (Zyklusgeschehen) häufig fehlerhaft, lückenhaft und nicht dem neuesten Kenntnisstand entsprechend.

Das Zyklusgeschehen ist weit mehr als eine Abfolge von Blutungen im Vier-Wochen-Abstand. Es beginnt schon lange Zeit vor der ersten Menstruationsblutung und begleitet die Frau ihr ganzes fruchtbares Leben lang. Ohne umfassendes Hintergrundwissen und ohne die großartigen Zusammenhänge des Zyklusgeschehens bleibt die Monatsblutung eine unverständliche, lästige und überflüssige Erscheinung. Diese Situation wird der Bedeutung und Würde der Frau, ihres Körpers und dem immer wiederkehrenden Geschehen, das einen Teil ihrer weiblichen Identität ausmacht, nicht gerecht.

Die Erkenntnisse der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass Frauen, die sich intensiv mit ihrem Zyklusgeschehen und ihren Körpersymptomen vertraut gemacht haben, einen ausgesprochen positiven Zugang zu ihrem Körper fanden und vielfältigen Nutzen daraus zogen. Leider sind die neuen Erkenntisse aus der Körper-wahrnehmung und die positiven Erfahrungen, die Frauen aus dem Vertrautsein mit ihrem eigenen Zyklus schöpfen, (noch) nicht allgemein bekannt.

Schließlich ist die bisher praktizierte Art und Weise der Aufklärung rein theoretisch. Im Lehrplan der fünften oder sechsten Klasse wird das Zyklusgeschehen in ein bis zwei Schulstunden theoretisch und meist innerhalb des koedukativen Unterrichts abgehandelt. Es fehlt ein geschützter Raum, in dem die Mädchen unter sich sind und frei und ohne Hemmungen ihre Fragen und Probleme einbringen können. Im Schulunterricht kann es meist nur bei einer kurzen Wissensvermittlung bleiben, ohne Bezug zum eigenen Erleben und Erfahrungsbereich. Konsequenzen für die Einstellung zum eigenen Körper und zur eigenen Sexualität sind daher leider meist nicht möglich.

Angebote des MFM-Projekts

Hier kann das MFM-Projekt die sexualpädagogische Aufklärungsarbeit ergänzen:

  1. Workshop für junge Mädchen (10-13 Jahre): "Dem Geheimcode meines Körpers auf der Spur ... was alle Mädchen über ihren Zyklus wissen wollen".
  2. Vortrag für Mütter/Eltern: "Wenn meine Tochter 'ihre Tage‘ bekommt. Zyklusgeschehen neu gesehen, Tipps und Infos einmal anders".Dieser Vortrag kann als Elternabend einem Workshop vorausgehen oder ist ein unabhängiges Angebot.
  3. Ausbildung von Multiplikatorinnen

1. Workshop für Mädchen

Dem Leitgedanken des MFM-Projektes folgend "Nur was ich schätze, kann ich schützen", sollen die jungen Mädchen bereits in der Präpubertät mit Hilfe dieser eintägigen Workshops dabei unterstützt werden, einen positiven Zugang zu ihrem Körper, zu ihrem Zyklusgeschehen und ihrer Fruchtbarkeit zu finden, sich also damit "vertraut" machen.

Durch die anschauliche, spannende und erlebnis- und erfahrungsorientierte Darstellung des Zyklusgeschehens in Form einer "Zyklusshow" werden in diesem Projekt über die rein kognitive Wissensvermittlung hinaus im Sinne von "lebendigem Lernen" vor allem die emotionale Ebene und alle Sinne angesprochen. Nicht theoretisch, nicht kurz und bündig oder hinter vorgehaltener Hand, sondern anschaulich, mädchen- und altersgerecht und liebevoll wird dem Thema der Raum gegeben, der ihm gebührt. Die Mädchen spüren: Was in mir vorgeht, ist "der Rede wert!"

Diese Wertschätzung ist die Grundvoraussetzung dafür, sich im weiblichen Körper wohl zu fühlen und darüber hinaus verantwortlich mit dem eigenen Körper, mit seiner Sexualität und Fruchtbarkeit umgehen zu können. Dies ist die Grundlage jeder Präventionsarbeit und Voraussetzung für ein umfassendes Wohlbefinden.

Inhalt des Workshops:
"Dem Geheimcode meines Körpers auf der Spur"

Im Mittelpunkt steht die Geheimsprache des weiblichen Körpers und die Story von den spannenden Ereignissen während des Zyklus der Frau. Charakteristisch dabei ist eine neuartige, bildhafte und ausgesprochen wertschätzende Sprache. So wird das Zyklusgeschehen mit unterhaltsamen Spielen und Musik als "Zyklusshow" dargestellt. Die Hormone, die von den Mädchen selbst gespielt werden, agieren als Frühlingsboten ("FSH", Follikelstimulierendes Hormon), die von der "Chefetage" im Gehirn ausgesandt werden und in der "Geschenkbox Eierstock" kleine Eizellen "aus ihrem Winterschlaf" aufwecken. Es treten die "Östrogenfreundinnen" auf, die sich im Körper des Mädchens um ihr Wohl sorgen und sie zur Frau machen, und die "Eisprungshelfer" (LH, Luteinisierendes Hormon), die die reife Eizelle bei ihrem Sprung ins große Abenteuer ("Eisprung") unterstützen.

Im zweiten Akt der Zyklusshow wird das "Progesteronteam" aktiv, das als "super Kundendienst" die Bühne des Lebens und die Luxussuiten in der Gebärmutter immer wieder wie ein FünfSterne-Hotel für einen eventuellen Gast ausstattet. Die Mädchen erfahren, warum ihr Körper so geheimnisvolle Codes aussendet (z.B. Weissfluss, Zervixschleim, Brustspannen, Mittelschmerz, Temperaturveränderungen, Stimmungsschwankungen u.v.a.), wie sie diese Codes knacken und so aktiv von außen miterleben können, was sich gerade in der Zyklusshow in ihrem Körper abspielt.

Wenn die "Gleichung des Lebens" (Samenzelle + Eizelle = Baby) Wirklichkeit wird und es zu einer Befruchtung kommt, dann endet die Zyklusshow mit einem "großen Finale", der Geburt eines Kindes. Kommt es zu keiner Befruchtung, wie meistens im Leben einer Frau, dann endet die Zyklusshow mit dem "kleinen Finale", der Menstruationsblutung. In diesem Gesamtzusammenhang verstehen die Mädchen nun den Sinn der monatlichen Blutung als Finale eines komplexen, faszinierenden Geschehens. Jetzt ist Gelegenheit, über Fragen rund um die erste Blutung, über Menstruationshygiene, Menstruationsbeschwerden und ähnliche Themen zu sprechen. Zum Abschluss der Veranstaltung bekommen die Mädchen als Erinnerung an diesen Tag ein Eibläschen mit Eizelle und Östrogenfreundinnen geschenkt.

Organisation des Workshops

Ein Workshop, an dem etwa zehn bis maximal 16 Mädchen teilnehmen können, dauert etwa sechs Stunden. Wird er in der Schule durchgeführt, umfasst er einen ganzen Schulvormittag, d.h. sechs Unterrichtsstunden. Außerhalb der Schule wird er meist samstags oder in den Ferien (10-16 Uhr) von unterschiedlichen Bildungseinrichtungen angeboten wie z.B. von Volkshochschulen, Bildungswerken, Jugendzentren, Frauen-/Mütterzentren, Beratungsstellen u.ä..

Die Hauptzielgruppe sind Mädchen der fünften und sechsten Klasse, d.h. Mädchen im Alter von 10-13 Jahren.

Bei außerschulischen Veranstaltungen kommen die Mütter meist zum letzten Teil des Workshops hinzu, um durch das gemeinsame Erleben auch eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden. Zur Durchführung des Workshops wird ein großer Raum (Klassenzimmer, Musiksaal o.ä.) benötigt. Die zahlreichen Materialien werden in einem Materialkoffer von der Referentin mitgebracht.

2. Vortrag für Mütter/Eltern

Die Mütter (Eltern) als erste AnsprechparterInnen ihrer Töchter fühlen sich bei diesem Thema oft überfordert, es mangelt ihnen selbst an Wissen, vor allem aber an den richtigen Worten. Mitunter befürchten sie, dem Mädchen bewusst oder unbewusst ihre eigenen Vorurteile oder negativen Einstellungen weiter zu geben.

Hier bietet das MFM-Projekt Unterstützung an: Jedem Workshop geht im Idealfall ein Vortragsangebot voraus, in dem die Mütter/Eltern in einer völlig neuartigen, anschaulichen und positiven Art und Weise erfahren, was im Zyklus der Frau vor sich geht und wie die Zeichen und Symptome des Körpers zu verstehen sind. Die Eltern können auch am Workshop für die Mädchen beteiligt werden, so dass durch das gemeinsame Erleben eine gemeinsame Kommunikationsebene geschaffen wird und damit die sprachliche Ausdrucksfähigkeit über Sexualität und Körpergeschehen bei den Mädchen und Frauen gefördert wird.

3. Ausbildung von Multiplikatorinnen

Zur kompetenten Durchführung der Projektangebote ist neben einem besonderen Spezialwissen rund um die Themen Zyklusgeschehen, Körperbeobachtung und Fruchtbarkeit auch eine positive Einstellung zum eigenen Körper sowie die eigene Erfahrung in der Körperbeobachtung notwendig. Deshalb wurde das Projekt ursprünglich lediglich für Beraterinnen für Natürliche Familienplanung (NFP) konzipiert, da nur diese aufgrund ihrer Eigenerfahrung und Vorbildung bereits die geforderten Grundvoraussetzungen mitbringen.

Da die Nachfrage nach den Projektangeboten ständig wuchs und von den ausgebildeten NFP-Beraterinnen nicht mehr abgedeckt werden konnte, sich aber gleichzeitig zunehmend Mitarbeiterinnen aus Präventionsinstitutionen wie z.B. Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen (Pro Familia, Donum Vitae, Sozialdienst Kath. Frauen) und Erzieherinnen, Lehrerinnen sowie Frauen aus anderen medizinischen Berufsfeldern für das neuartige sexualpädagogische Konzept interessierten, werden diese Zielgruppen verstärkt in mehrtägigen Fortbildungen ausgebildet. Dabei wird weiterhin großer Wert gelegt auf eine positive Grundeinstellung dem Körpergeschehen gegenüber sowie auf die persönliche Erfahrung in der Körperbeobachtung.

Multiplikatorinnenausbildungen zum MFM-Projekt fanden bisher in Berlin, Hannover, Düsseldorf, Würzburg, München, Regensburg, Freiburg, Brüssel, Wien, Graz, Salzburg und Bern statt.

Inzwischen stehen insgesamt 310 Mitarbeiterinnen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien zur Verfügung. Für die Durchführung des Workshops liegt ein Handbuch vor, das mit der Ausbildung erworben wird.

Finanzierung und Trägerschaft

Das MFM-Projekt wird derzeit logistisch und finanziell vor allem von den bayerischen und einigen anderen deutschen Diözesen sowie im Münchner Raum von der Bayerischen AIDS-Stiftung, Verein zur Gesundheitsförderung e.V., Projekt INGAP, unterstützt. Das Honorar für die Workshops (etwa 180,- Euro) muss üblicherweise von den Einrichtungen, die sie anfordern bzw. von den teilnehmenden Mädchen selbst getragen werden. Das ist gerade an Schulen oft sehr problematisch bzw. unmöglich.

Da aber gerade an Schulen die Durchführung dieser Workshops sehr wichtig ist, weil hier auch jene Mädchen erreicht werden, die nicht den Weg zu außerschulischen Bildungsangeboten finden würden, ist das Projekt auf der Suche nach finanzieller Unterstützung insbesondere für den Schulbereich.

In Österreich wurde das MFM-Projekt in die Trägerschaft der "Österreichischen Gesellschaft für Sexualpädagogik und Jugendbildung" (ÖGS) übernommen.

Das Buch zum Projekt

Schriftliche Grundlage des MFM-Projektes ist das Buch: "Was ist los in meinem Körper", das im Jahr 2000 im Weltbild-Verlag erschienen ist. Darin werden die Inhalte des Workshops mit dessen besonderer Sprache, Anschaulichkeit und Wertschätzung mädchen- und altersgerecht dargestellt, darüber hinaus weitere für Mädchen interessante Themen rund um Körper und Zyklusgeschehen behandelt. So befasst sich das letzte Kapitel beispielsweise damit, wie die verschiedenen Verhütungsmethoden "die Zyklusshow", d.h. das Zyklusgeschehen, beeinflussen. Dieses Buch ist gut geeignet zum Vertiefen, Nachlesen und Nachschlagen sowohl für Mädchen, die ihre erste Menstruation erwarten, als auch für Mütter, LehrerInnen, Kinder- und Jugendärzte und in der Mädchenarbeit tätige Personen. Das Buch wurde vom Gutachterausschuss für bayerische Schulbibliotheken empfohlen. Autorin ist die Leiterin des Projektes, Dr. med. Elisabeth Raith-Paula.

(Bestellmöglichkeit beim Weltbild-Verlag unter:
Tel. 01805354321, Bestell-Nr.621201, oder direkt beim MFM-Projekt, Adresse s. u., 9.95 Euro).

Perspektiven für die Zukunft: Jungenprojekt

Der überraschend großen und stetig wachsenden Nachfrage nach zu schließen, ist das MFM-Projekt mit seinen Angeboten offensichtlich in eine Marktlücke gestoßen. Die Mütter/Eltern bekunden ihre Freude und Zufriedenheit, endlich für ihre Töchter ein mädchengerechtes Angebot für diese schwierige Thematik gefunden zu haben. Im gleichen Atemzug aber wird stets dieselbe Frage geäußert: "Ja, und warum gibt es so etwas nicht auch für die Jungen?"

Es besteht kein Zweifel darüber, dass es für die Jungen ebenso wichtig wäre, einen positiven Zugang zu finden zu dem, was sich in den nächsten Jahren sowohl in ihrem eigenen Körper, als auch im Körper der Mädchen abspielen wird. Dazu gibt es aber derzeit kein vergleichbares Angebot.

Das MFM-Projekt ist derzeit dabei, in verschiedenen Arbeitsgruppen mit Sexualpädagogen, NFP-Beratern und Lehrern ein geschlechtsspezifisches Pendant zum Workshop für Mädchen zu entwickeln, das dann in Schulklassen für Mädchen und Jungen parallel angeboten werden kann.

Informationen und Kontaktaufnahme

Weitere Informationen zu Projektangeboten, Multiplikatorinnenausbildungen und Buchbestellung:

Deutschland:
Dr. med. Elisabeth Raith-Paula
Rotwandstr. 14
82178 Puchheim bei München
Tel. 089-89026168
Fax 089-89026169
info@mfm-projekt.de
www.mfm-projekt.de

Österreich:
Österreichische Gesellschaft für Sexualpädagogik und Jugendbildung (ÖGS)
www.start.at/oegs

Im Internet können die Ansprechpartnerinnen der einzelnen Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgerufen werden.

Stand der Projektinformation: 2002