Startseite / Gesundheitsförderung und Prävention / Netzwerk Prävention / Gesundes Altern / Darmkrebsfrüherkennung mittels Videokapsel

Darmkrebsfrüherkennung mittels Videokapsel

Das Modellvorhaben „PillCam“ der AOK Bayern in der Region Hof und in Dorfen/Oberbayern

Dickdarmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland und auch die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. In Bayern liegt die Neuerkrankungsrate bei ca. 10.000 Erkrankungen pro Jahr. Darmkrebs ist mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen und mit hohen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden. Dennoch ist die Teilnahme an der Darmkrebs-Früherkennungsuntersuchung nicht zufriedenstellend.

Ziele

Erhöhung der Akzeptanz der Darmkrebsfrüherkennung durch ein zusätzliches Angebot der Kapselendoskopie alternativ zur präventiven Darmspiegelung (Koloskopie), Vermeidung bzw. frühzeitige Erkennung und Behandlung von Darmkrebs, wissenschaftliche Evaluation als Grundlage für eine ggf. flächendeckende Einführung der Kapselendoskopie.

Umsetzung

Das Modellprojekt „PillCam“ läuft von August 2014 bis März 2016. Die AOK Bayern hat eine Kooperationsvereinbarung mit Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) der Regionen Hof (MVZ Hochfranken) und Dorfen zur Darmkrebsfrüherkennung des Dickdarms mittels Kapselendoskopie (PillCam, Videokapsel) geschlossen. Die Regionen wurden für das Modellvorhaben ausgewählt, da die Darmkrebshäufigkeit hier über dem bayerischen Durchschnitt liegt bei unterdurchschnittlicher Inanspruchnahme der Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen.

  • AOK-Versicherte in der Region Hof und in Dorfen können die Kapselendoskopie in den jeweiligen MVZ in Anspruch nehmen, sie werden über gezielte Schreiben darüber informiert. Teilnahmeberechtigt sind entsprechend der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie Personen zwischen 55 und 75 Jahren; bei familiärem Risiko für Darmkrebs bereits ab 45 Jahren. Bis zum Dezember 2014 wurden bereits 266 Kapselendoskopien durchgeführt.
  • Die Videokapsel in Größe einer Vitamintablette ist ein Einmalprodukt. Nach Anamnese, Ausschluss von Kontraindikationen und Aufklärung durch einen Facharzt wird sie geschluckt, passiert den Darm und wird auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden. Während der Darmpassage sendet sie Bilder des Darminneren an ein Aufzeichnungsgerät. Die Bilder werden ausgewertet, der Befund mit dem Patienten besprochen und ggf. weitere Maßnahmen (z.B. Darmspiegelung) eingeleitet.
  • Vorteile der Methode: diagnostisch gleichwertig zur Darmspiegelung (Koloskopie), bessere Erkennung kleiner Polypen, geringes Komplikationsrisiko, schmerzfrei, da keine Narkose nötig, kein Hygienerisiko, keine Einschränkung der Verkehrs- und Geschäftsfähigkeit, höhere Akzeptanz
  • Nachteil: Rein diagnostisches Verfahren ohne Eingriffsmöglichkeit. Die Qualität der Vorbereitung des Darms (Darmreinigung) ist entscheidend für den Untersuchungserfolg.

Nach dem Untersuchungszeitraum folgt eine sechsmonatige wissenschaftliche Begleitung und Auswertung durch das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität Köln (10/201503/2016). Dabei wird untersucht, inwieweit die Kapselendoskopie die Teilnahme an der Darmkrebsvorsoge im Vergleich zur Darmspiegelung erhöht und wie zufrieden die Patienten mit der neuen Methode sind. Von den Ergebnissen der Evaluation wird abhängig gemacht, ob die flächendeckende Einführung der Kapselendoskopie zur Darmkrebsfrüherkennung unterstützt wird.

Dokumentation: Projektbeschreibung, Präsentation

Ressourcen und Finanzierung

Das Projekt wird als Modellvorhaben nach §63 Abs. 2 SGB V von August 2014 bis April 2016 ausschließlich durch die AOK Bayern finanziert; die Teilnahme an der Untersuchung ist für AOK-Versicherte kostenlos. Kooperationspartner sind das MVZ Hochfranken in Hof und das MVZ Dorfen, die Managementgesellschaft Libertamed GmbH, Covidien Deutschland GmbH (Kapselhersteller), Pie Data Elektronik GmbH (Dokumentationssoftware) und das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität Köln.

Kommentar aus dem Projekt

Erste Erkenntnisse aus der Region Hof: „Die PillCam wurde von den Versicherten sehr gut angenommen – die Darmkrebsvorsorgerate konnte gesteigert werden, sowohl die der klassischen Koloskopie, als auch die der Kapselendoskopie – [das] Angebot erreicht auch Versicherte, die bislang die Prävention mittels Koloskopie ablehnten – sehr hohe Anzahl an Befunden (Erkennungsrate) – sehr hohe Anzahl an kurativen Folgekoloskopien wegen vorliegender Polypen.“

Kontakt

AOK Bayern - Die Gesundheitskasse Zentrale – Bereich besondere ambulante Versorgung
Ansprechpartnerinnen: Sabine Steinlechner
Carina Ferl Carl-Wery-Straße 28, 81739 München
Telefon: 089 62730-555
carina.ferl@by.aok.de
www.darmkapsel.de/aok und www.aok.de/bayern

Stand der Projektinformation: Juni 2015