Alter, Migration und Gesundheit

Ein Modellprojekt für Türkisch, Russisch und Rumänisch sprechende Senioren in den Nürnberger Stadtteilen St. Leonhard und Schweinau

Anlass

Nach einem langen, arbeitsreichen Leben werden Migranten in Deutschland alt. Zu den Problemen, die das Älterwerden allgemein mit sich bringt, kommen für Menschen mit Migrationsgeschichte weitere hinzu. Aufgrund schwieriger Lebensbedingungen sind ihre wirtschaftliche Situation und ihre Gesundheit oft schlechter als bei einheimisch deutschen Senioren gleichen Alters; von Angeboten der Gesundheitsvorsorge und der offenen Seniorenarbeit werden sie kaum erreicht.

In den Nürnberger Stadtteilen St. Leonhard und Schweinau leben überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund; bei den über 65-Jährigen beträgt ihr Anteil 41,7% (St. Leonhard) bzw. 64% (Schweinau).

Projektziele

Entwicklung und Erprobung von Methoden zur Vermittlung von Angeboten der Altenhilfe und Gesundheitsvorsorge für Senioren mit Migrationshintergrund. Durch kulturspezifische Seniorentreffs und muttersprachliche Information erhalten sie Gesundheitsinformationen und Kenntnisse über Gesundheits- und Seniorenangebote im Stadtgebiet und werden im Selbsthilfeverhalten gestärkt.

Umsetzung

Projektbeginn im April 2010. Nach einer Situationsanalyse in den Stadtteilen St. Leonhard und Schweinau sowie Gesprächen mit Migrantenorganisationen und sozialen Einrichtungen wurden im Herbst 2010 drei Seniorentreffs gegründet: türkischsprachig (Treffen donnerstags 10.00-13.00 Uhr), russischsprachig (mittwochs 10.00-12.00 Uhr) und rumänischsprachig (zweiwöchentlich dienstags 17.00-19.00 Uhr, generationenübergreifend).

  • Begleitung der Gruppen durch muttersprachliche Ehrenamtler
  • In Kooperation mit Einrichtungen aus dem Stadtgebiet werden Gesundheitsvorträge muttersprachlich oder mit Übersetzung angeboten. Ausflüge zu Pflegediensten, Seniorenheimen, Arztpraxen, Therapieeinrichtungen und anderen sozialen Einrichtungen, kulturelle Angebote und gesellige Aktivitäten (Stadtführungen, Museumsbesuche u.a., möglichst kostenlose bzw. kostengünstige Angebote).
  • Weitere Angebote (Computerkurse, Töpfern, Kochen mit Kindern u.a.) in Kooperation mit anderen Einrichtungen; gemeinsame Aktivitäten über die eigene Sprachgruppe hinaus bei Festen im Mehrgenerationenhaus
  • Leitung des Projekts im kulturgemischten Team. Fortlaufende Auswertung und Anpassung der Themen mit Gruppenleitungen und Teilnehmern, Reflexionstreffen im Seniorenamt der Stadt.
  • Zum Projektende im Juli 2012 erscheint ein Praxis-Leitfaden, um die Übertragung der Methoden und Angebote auf andere Stadtteile zu fördern.

Dokumentation: Projektbericht

Ressourcen, Finanzierung

Finanzierung bis Juli 2012 aus Mitteln der Sozialen Stadt (30 Stunden-Stelle, Sachmittel), das Mehrgenerationenhaus steht für die Angebote zur Verfügung. Arbeit der Ehrenamtlichen in Kooperation mit dem Zentrum Aktiver Bürger in Nürnberg, Einbindung in die Seniorenarbeit der Stadt über Mitarbeit in den Seniorennetzwerken des Amtes für Senioren und Generationsfragen. Fortbestand der Angebote nach Projektende über das Mehrgenerationenhaus und das Interkulturcafé gesichert.

Kommentar im Projekt

"Die partnerschaftliche Zusammenarbeit im kulturgemischten Team ist grundlegend für die Arbeit im Projekt … Die Angebote bekommen ihre eigene Prägung durch fortlaufende Entwicklung und immer neue Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Senioren. Die Senioren sind dabei aktiv und bringen eigene Wünsche … ein. Zu beobachten ist auch eine dichtere Vernetzung unter den Senioren und gegenseitige informelle Unterstützung. Die Senioren fungieren als Multiplikatoren in Bezug auf das Gesundheitswissen … Einige Teilnehmerinnen engagieren sich inzwischen selbst ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen."

Kontakt

Projekt "Alter, Migration und Gesundheit"
Mehrgenerationenhaus Schweinau
Ansprechpartnerin: Eva-Maria Pietzcker
Schweinauer Hauptstraße 31, 90441 Nürnberg
Tel. 0911-6179162
pietzcker@iska-nuernberg.de
www.mehrgenerationenhaeuser.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2012