ÄGGF – Projekt

Präventionsveranstaltungen zu sexuell übertragbaren Erkrankungen für Schülerinnen aller Schultypen ab der 8. Klasse

Hintergrund

Sexuell übertragbare Krankheiten (STDs) sind weltweit ein großes gesundheitliches Problem. Im Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung ist die HIV-Problematik zwar inzwischen recht fest verankert, andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie chlamydien, Hepatitis B, Herpes genitalis, condylome , Trichomonaden etc. sind dagegen nur sehr wenigen Jugendlichen bekannt. Nach einem WHO-Report von 1996 infizieren sich weltweit täglich schätzungsweise mehr als eine Million Menschen mit den häufigsten sexuell übertragbaren Erregern neu. Ungefähr 60% aller Infektionen betreffen jüngere Menschen unter 25 Jahren und zu 30% sind die Erkrankten unter 20 Jahre alt. Zwischen dem 14. und dem 19. Lebensjahr werden mehr Mädchen als Jungen infiziert (im Verhältnis 2:1). In den USA ist schon seit längerem bekannt, dass ca. ein Fünftel aller jungen Frauen zwischen 12 und 19 Jahren mit chlamydien infiziert ist. Deutsche Gynäkologen befürchten, dass dies auch eine für Deutschland realistische Zahl sein könnte. Gezieltes Screening auf sexuell übertragbare Krankheiten erfolgt häufig erst in der Schwangerschaft, somit oft zehn und mehr Jahre nach der Kohabitarche.

Sexuell übertragbare Krankheiten speziell bei Jugendlichen

Der bedeutendste Risikofaktor ist das relativ leichtsinnige Sexualverhalten Jugendlicher. Besonders gefährdet sind junge Mädchen.

Im Verlauf der letzten 30 Jahre ist das durchschnittliche Alter beim ersten Geschlechtsverkehr gesunken. Hatten im Jahr 1970 noch weniger als 5% der 15-Jährigen sexuelle Erfahrungen, waren es 1995 bereits 37%. Dieser frühe Start in die sexuelle Aktivität ist mit einer steigenden Zahl von Sexualpartnern und damit zwangsläufig mit einem Anstieg des Risikos für STD verbunden. Ein weiterer Risikofaktor ist der häufige Verzicht auf Kondome.

Nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erleben 50% aller Jugendlichen ihren ersten Geschlechtsverkehr ohne Verhütung und laufen damit grundsätzlich Gefahr, sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren. Genau dies geschieht, obwohl nie zuvor eine Generation als aufgeklärter und informierter galt als die heutige, was ihre Sexualität und die damit verbundenen gesundheitsrelevanten Fragen betrifft. Ganz offenkundig ist also die konventionelle Aufklärung allein durch Eltern und Schule ebenso wenig ausreichend wie das Informationsbombardement durch die Medien. Gefordert ist vielmehr eine ärztliche Prävention, die diese Programme und Einflüsse gezielt ergänzt.

Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF)

Die ÄGGF praktiziert seit 50 Jahren ein Präventionskonzept der aufsuchenden Gesundheitsförderung und Sexualaufklärung von Jugendlichen in Schulen. Ärztinnen suchen die Jugendlichen in ihrem Klassenverband auf und bieten in einer Arztstunde die Möglichkeit zum Gespräch über Themen, die für die jeweilige Altersstufe subjektiv wichtig, gesundheitlich relevant und für präventivmedizinische Beratung von Belang sind.

Projektziel

Erweiterung und Verbesserung des Wissens bezüglich sexuell übertragbarer Erkrankungen mit nachfolgender Änderung des eigenen Verhaltens.

Denn nur ein sicherer und aufgeklärter Jugendlicher ist handlungskompetent.

Projektbeschreibung und Ergebnisse der Präventionsveranstaltungen zu sexuell übertragbaren Krankheiten durch Ärztinnen der ÄGGF

In 186 Unterrichtsveranstaltungen à 90 Minuten wurden Jugendliche (hauptsächlich Mädchen) in der vertrauten Umgebung ihrer Schule aufgesucht. Die Besuche wurden von fünf Ärztinnen der ÄGGF im Zeitraum Oktober 2003 bis Februar 2004 durchgeführt. Die jüngsten Teilnehmerinnen waren 14 Jahre, die ältesten (in Berufsschulen) 27 Jahre alt. Insgesamt konnten 4.095 Jugendliche mit diesen Veranstaltungen erreicht werden. In diesen Stunden wurden fundierte und ganzheitliche Kenntnisse zur weiblichen und männlichen Anatomie sowie Physiologie vermittelt, um das Verständnis für Infektionswege, Erkrankung, Therapie, Heilungschancen, Folgen und Prävention sowie Gründe für das höhere Infektionsrisiko von Frauen zu ermöglichen. Fester Bestandteil jeder Veranstaltung waren Informationen zur richtigen und regelmäßigen Anwendung des Kondoms, besonders auch im Hinblick auf das Sterilitätsrisiko durch unentdeckte chlamydieninfektionen bei Mädchen und Frauen.

Gleichzeitig konnten Fragen beantwortet sowie Unsicherheiten und Ängste der Jugendlichen im geschützten Rahmen thematisiert und abgebaut werden.

Im Verlauf fast aller Veranstaltungen zeigten sich die Jugendlichen äußerst interessiert und nutzen intensiv die Möglichkeit, eine Ärztin zum Thema zu befragen. Über 95% gaben nach der Veranstaltung an, viel gelernt zu haben, insbesondere auch die, die am Anfang schon meinten, Bescheid zu wissen.

Ausblick

Der von den Ärztinnen zu Beginn der Stunde beobachtete schlechte Wissensstand zu sexuell übertragbaren Krankheiten veranlasst die ÄGGF, diese Veranstaltungen auch weiterhin, wenn möglich sogar in größerem Umfang anzubieten.

Kontakt

Dr. med. Heike Kramer
Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF)
Eichenweg 11 91080 Spardorf
www.aeggf.de

Stand der Projektinformation: 2005