„10 Jahre Partnerprozess“ – Mein ganz persönlicher Blick
Iris Grimm im Gespräch mit Sonja Dasch (KoKi Ingolstadt)
Im Jahr 2015 ist die Stadt Ingolstadt dem Partnerprozess beigetreten. Die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) hat damals die Federführung bei der Umsetzung des Partnerprozesses übernommen und mit dem Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) und Experten aus Ingolstadt Fachveranstaltungen zu verschiedenen Themen durchgeführt.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums blickt Sonja Dasch, KoKi Ingolstadt, gemeinsam mit Iris Grimm auf die gemeinsamen Aktivitäten zurück.
Was ist besonders wichtig an der Kooperation im Rahmen des Partnerprozesses?
Der Kommunale Partnerprozess „Gesundheit für alle“ und insbesondere die daraus entstandene Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat es uns in all den Jahren möglich gemacht, die Jugendhilfe mit anderen kommunalen Akteurinnen und Akteuren am Standort Ingolstadt, insbesondere die des Gesundheitsbereiches, stärker zu vernetzen.
Die Planung, inhaltliche Ausgestaltung und Durchführung von Fachveranstaltungen im Verbund mit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit und dem ZPG gilt für uns immer als Chance, …
- Gesundheitsberufen den Zugang zum interdisziplinären Fachaustausch zu erleichtern,
- diese Expert*innen für die fall- und netzwerkbezogene Arbeit zu gewinnen,
- deren Denken, Handeln sowie strukturelle Rahmenbedingungen für eine gelingende Zusammenarbeit verstehen zu lernen und
- auf Augenhöhe zu kommunizieren und gemeinsam aus Fehlern oder Missverständnissen in der interdisziplinären Kooperation zu lernen,
- Neues, d.h. Frühe Hilfen, im direkten fachlichen Austausch zu entwickeln.
Frau Iris Grimm half uns im Rahmen des Partnerprozesses die Bedeutung der Gesundheitsförderung und Prävention in der Frühen Kindheit zu unterstreichen. Gemeinsam organisierte Kooperationsveranstaltungen zogen eine ganz andere Außenwirkung nach sich, führten innerhalb kurzer Zeit zu einer rasanten Steigerung der Teilnehmerzahlen und somit auch zur Ausweitung unseres Netzwerks Frühe Kindheit in Ingolstadt. Die Kooperation mit Frau Grimm war durchgehend unkompliziert, Iris Grimm stets interessiert und engagiert. Sie unterstützte uns bei Einladungsschreiben, Tagesordnungen und Teilnahmebestätigungen. Das professionelle Layout und der hochoffizielle Charakter inspirierte immer mehr Netzwerkpartnerinnen und -partner an den Veranstaltungen teilzunehmen. Dadurch gelang es uns in relativ kurzer Zeit, sowohl dem konzeptionellen Auftrag der koordinierenden Kinderschutzstellen in Bayern (KoKi) als auch den gesetzlichen Vorgaben des Bundeskinderschutzgesetzes (BKiSchG; explizit §§ 3 und 4 KKG) und dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) gewissenhaft nachzukommen.
Wow – was soll man mehr dazu sagen! Danke Iris Grimm, dass wir uns auf beruflichem Wege kennenlernen durften und Du uns und v.a. unsere Leitungsebene vom Mehrwert des Partnerprozesses überzeugt hast. Ohne die fachliche und finanzielle Unterstützung des Partnerprozesses hätten wir sicher nicht so viele und inhaltlich ansprechende Veranstaltungen unseren Kooperationspartnerinnen und -partner im Netzwerk Frühe Kindheit vorhalten können.
Nebenbei erwähnt bezieht das gesamte Amt für Jugend und Familie und auch das Gesundheitsamt fachbereichsübergreifend wertvolle Informationsmaterialien des ZPG zum Thema „Schwangerschaft und Null Promille“, „Bitte nicht schütteln“, „Discofieber“, interessiert sich für Wanderausstellungen wie die „Kindersprechstunde“ und bewirbt diese wiederum im Netzwerk oder anderen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen.
Nicht nur das Amt für Jugend und Familie, sondern auch viele andere Fachkräfte aus Ingolstadt, die mit werdenden Eltern und Familien zusammenarbeiten, profitieren vom Partnerprozess und dem Austausch mit dem ZPG.
Auf diese Entwicklung können wir sehr stolz sein!
Wichtig im Partnerprozess ist uns, miteinander regelmäßig im Austausch zu bleiben und das bislang Unmögliche mit guten Argumenten und fachlichem Knowhow möglich zu machen!
Welches Highlight ist besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist schwierig, ein Highlight hervorzuheben, da alle Veranstaltungen von 2015-2021 einzigartig waren und in ihrer Unterschiedlichkeit nie in Vergessenheit geraten werden.
Sehr besonders waren allerdings unsere Qualitätswerkstätten – wie der Name schon verrät, war es uns als Veranstalterinnen wichtig, das Publikum aktiv einzubeziehen und kontroverse Diskussionen in Arbeitsgruppen zuzulassen.
2017 fand die erste Qualitätswerkstatt in Präsenz zum Thema „Kinderschutz – gemeinsam aus Fehlern und Erfolgen lernen“ statt. 2021 folgte die Zweite im digitalen Format mit dem Titel „Kinder suchtkranker Eltern“. Beide Veranstaltungen wiesen einen Workshop-Charakter auf, rückten anonymisierte Fallvorstellungen und interdisziplinäre Fallarbeit in den Mittelpunkt und gaben zudem Raum für die Darstellung einer strukturierten Vorgehensweise im Kinderschutz.
Die Qualitätswerkstatt 2021 wurde im Pädagogen-Psychiater-Tandem durch die stellvertretende Amtsleiterin Frau Doris Templer und Oberarzt Herrn Dr. med. Michael Woelcken der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) interdisziplinär moderiert.
Teilnehmende durften wertvolle Impulsreferate zur Thematik erleben, bei denen sowohl die kindbezogene Sichtweise als auch Erwachsenenperspektive (Suchtkranke Eltern & andere Familienangehörige) beleuchtet wurde. Die Beiträge der Erziehungs- und Familienberatung (vertreten durch Dipl. Psychologinnen Ulrike Foidl & Johanna Ress) und von Condrobs e.V. Ingolstadt (vertreten durch Birgit Popp) begeisterten die Zuhörerschaft. Neben der exemplarischen Fallarbeit in break-out-sessions gab es zudem einen Einblick in die digitale Netzwerkkarte zum Thema „Kinder suchtkranker Eltern“ und eine Abfrage zu den themenbezogenen Fortbildungsbedarfen.
Interdisziplinär Fälle zu beleuchten fand immer mehr Anklang unter Fachkräften, so dass KoKi Ingolstadt im Juli 2021 die Interdisziplinären Fallberatung (IFB) ins Leben rief. Die Kick-Off-Veranstaltung zielte darauf ab, Rahmenbedingungen und Zielsetzungen des Formats zusammen mit dem Teilnehmerkreis zu erarbeiten, bevor es richtig los ging mit der Beleuchtung anonymisierter Falldarstellungen. Die Kick-Off-Veranstaltung wurde vom Partnerprozess mitunter finanziell unterstützt und ebenso als wahrer Erfolg von Akteurinnen und Akteuren im Netzwerk Frühe Kindheit gewertet.
Das war ein kleiner Einblick in den Partnerprozess des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit mit dem AJF Ingolstadt - ein herzliches Dankeschön Frau Dasch für Ihre Ausführungen und lobenden Worte, die die KGC gerne an Sie für Ihr Engagement zurückgibt.