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Evaluation der psychosozialen AIDS-Beratung in Bayern

In Bayern gibt es ein Netzwerk von zehn psychosozialen AIDS-Beratungsstellen (PSB), die durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert werden. Die PSB beraten überregional zu HIV/AIDS, unterstützen Betroffene und Angehörige und leisten Präventionsarbeit in der Allgemeinbevölkerung und bei Risikogruppen – und das beständig seit fast 30 Jahren. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die Datengrundlage und Therapiemöglichkeiten verändert. Im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministerium hat das ZPG eine Evaluationsstudie zur Arbeit der PSB initiiert.

Design der Evaluationsstudie

Die Evaluation bezieht sich auf die zehn psychosozialen AIDS-Beratungsstellen in der AIDS-Prävention und nicht auf die gesamte AIDS-Arbeit/-Beratungslandschaft in Bayern. Von Januar 2021 bis Juni 2022 wurden die PSB durch das IFT Institut für Therapieforschung München evaluiert mit dem Ziel, zentrale Herausforderungen herauszustellen, die für eine zukunftsorientierte Arbeit der PSB relevant sind.

Der Evaluationsprozess des IFT umfasste verschiedene Arbeitspakete: Auswertung von Sachberichten, Interviews mit den Leitungen der Einrichtungen, Befragungen der Klientinnen und Klienten, Analyse von Projektkonzeptionen, Gegenüberstellung der bayerischen Fördersituation zu der in anderen Bundesländern. Die abgeleiteten Erkenntnisse aus den verschiedenen Arbeitspaketen wurden unter Einbindung eines Gremiums aus Expertinnen und Experten in Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung des PSB-Systems übertragen.

Kurz und knapp – die Kernergebnisse

Die Evaluation zeigt: Die PSB definieren neben der Allgemeinbevölkerung insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben und Personen mit Migrationshintergrund als ihre Kernzielgruppen, wobei die Klientinnen und Klienten mit heterosexuellem Übertragungsweg an Bedeutung gewinnen. Neben der psychosozialen Beratung und Begleitung von Betroffenen und Ratsuchenden ist die Öffentlichkeitsarbeit zur Destigmatisierung und Aufklärung ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit.

In der Bevölkerung sei oft nur geringes oder veraltetes Wissen zu HIV/AIDS vorhanden. Die fortwährende Notwendigkeit von Aufklärungsarbeit/ Informationsvermittlung zu HIV/AIDS (besonders auch für junge Menschen) wurde daher betont. Als herausfordernd sehen PSB bspw. den digitalen Wandel und Online-Angebote an. Wichtige Kooperationspartner sind Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und – soweit regional vorhanden – medizinische Schwerpunktpraxen. Etwa jede zweite PSB arbeitet intensiv mit Einrichtungen der Drogenhilfe zusammen.

Abgeleitete Handlungsempfehlungen/-felder

Aus der Evaluation wurde als übergeordnete Handlungsempfehlung die Definition einer sektor- und institutionenübergreifenden bayerischen HIV/AIDS Gesamtstrategie ausgesprochen. Diese soll übergreifend allen im Bereich HIV/AIDS tätigen Akteuren eine übergeordnete Orientierung/Positionierung bieten. Dies könnte über die Initiierung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe geschehen, die ein Rahmenkonzept erarbeitet. Ausgehend von der Gesamtstrategie ergeben sich fünf nachgelagerte Arbeitsfelder:

  • stärkere Vernetzung der PSB
  • Potenziale der Digitalisierung nutzen
  • Ausbau einer niedrigschwelligen Testinfrastruktur
  • bessere Erreichung der Betroffenen in der Fläche
  • Schärfung des eigenen Profils im Versorgungsnetz HIV/AIDS und STI

Lesen Sie die ausführlichen Ergebnisse, Erläuterungen und Begründungen zu den Handlungsempfehlungen im Abstract zur Evaluationsstudie.

Evaluation Förderung Psychosozialer AIDS-Beratungsstellen in der AIDS-Prävention in Bayern – Abstract