Augsburger Kindersprechstunde

Hilfen, Beratung und Information für Kinder psychisch kranker Eltern am Bezirkskrankenhaus Augsburg

Kinder psychisch kranker Eltern befinden sich in einer sehr belasteten familiären, emotionalen und sozialen Situation. Die psychiatrische Erkrankung eines Elternteils hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche des Kindes. Die Kinder leiden nicht nur sehr unter den verunsichernden Veränderungen in der Familie, sie sind zudem einem erhöhten Risiko ausgesetzt, selbst psychisch zu erkranken.

Die Kinder benötigen eine dem Entwicklungsalter angemessene Aufklärung über das entsprechende Störungsbild, die Symptome, die sie beobachten, und über die Behandlungsmöglichkeiten, um Angst, Desorientierung und Ohnmacht zu reduzieren. Psychische Erkrankung führt oft zu Isolation. Dadurch werden auch die Kinder aus sozialen Unterstützungsangeboten ausgegrenzt.

Ziele

Die Kindersprechstunde bietet betroffenen Kindern eine erste Anlaufstelle, in der sie mit ihren Fragen und Verunsicherungen, mit Ängsten und Nöten wie auch mit Schuld- und Schamgefühlen wahrgenommen werden. Den Eltern wird der Zugang zu Hilfen im Umgang mit ihren Kindern erleichtert, da die Beratungsstelle vor Ort in „ihrer“ Klinik integriert ist.

Umsetzung

Seit 2007 gibt es in Augsburg die Kindersprechstunde für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil, ein Kooperationsprojekt des Bezirkskrankenhauses (BKH) Augsburg, einer Versorgungsklinik der Erwachsenenpsychiatrie, mit der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Für das Projekt stehen 12 Wochenstunden zur Verfügung

  • Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche (Einzelsitzungen, optional auch Familiengespräche), altersgemäße Krankheitsaufklärung, kinderpsychologische Diagnostik, Vermittlung von Hilfen für die Familien. Die Anmeldezahlen steigen stetig; im Jahr 2013 wandten sich 85 Patienten mit insgesamt 145 Kindern an die Kindersprechstunde.
  • Monatliches Treffen der Kindergruppe (sechs bis acht Kinder zwischen sechs und 12 Jahren, zehn Termine à eineinhalb Stunden): Austausch über die persönliche Situation, psychoedukative Einheiten zu Störungsbildern der Eltern, Übungen zur Gefühlswahrnehmung und Resilienzförderung, unbeschwertes Spielen, Malen, Basteln, Aktivitäten im Freien. Die Erfahrung „ich bin nicht allein“ schafft ein entlastendes Gefühl.
  • Das Interesse an der Kindersprechstunde zeigte sich auch auf fachlicher Ebene mit zahlreichen Einladungen zu Fachveranstaltungen zum Thema psychisch kranker Eltern (Kongress „Kleine Held(Innen) in Not“ in Augsburg, Symposium „Kinder psychisch kranker Eltern“ am kbo-Inn-Salzach-Klinikum, Wasserburg am Inn, Symposium „Die Münchner Psychiatrischen Kliniken für Erwachsene – wie familienfreundlich sind sie heute?“)

Dokumentation: Projektbericht, jahresstatistischer Bericht 2013, Bilderbuch „Bei mir zuhause ist was anders – Was Kinder psychisch kranker Eltern erleben“ mit Zeichnungen betroffener Kinder und Informationen für Fachpersonal

Ressourcen und Finanzierung

Spendenfinanzierung mit Teilförderung durch die Bezirkskliniken Schwaben.

Kommentar aus dem Projekt

„Die Kindersprechstunde arbeitet präventiv für Kinder, die unter erschwerten Bedingungen am Rande der Gesellschaft aufwachsen … Die auch im Jahr 2013 gestiegenen Anmeldezahlen bestätigen erneut sowohl die Notwendigkeit dieser klinikinternen Anlaufstelle einerseits als auch die Annahme dieses niederschwelligen Beratungsangebotes durch zahlreiche Patienten des Bezirkskrankenhauses, die Eltern sind, andererseits … Auch die positiven Rückmeldungen der Eltern (z.B. ‚Ich bin froh, dass ich so schnell einen Termin bei Ihnen bekommen habe‘), der Kinder (z.B. ‚Kann ich wieder zu dir kommen, wenn es Papa (z.B. ‚Hier bei Ihnen kann ich besser mit meiner Mum reden als daheim‘) bestätigen mir die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit der Kindersprechstunde als Angebot für psychisch kranke Eltern und deren Kinder.“

Kontakt

Bezirkskrankenhaus Augsburg
Ansprechpartnerin: Sabine Kühnel
Dr. Mack-Straße 1, 86156 Augsburg
Telefon: 0821 4803 1530
sabine.kuehnel@bkh-augsburg.de

Stand der Projektinformation: Juni 2015