?Frauenfragen – Frauenwissen!

Ein Workshop zur reproduktiven Gesundheit für Frauen aus aller Welt in Integrationskursen und Frauengruppen in München

Anlass

In den letzten Jahren nahm der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund, die ungeplant schwanger wurden und die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des Evangelischen Beratungszentrums (ebz) München aufsuchten, stetig zu. 2011 kamen mehr als 50% der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwogen, aus einem anderen Herkunftsland. Mangelhaftes Wissen und Selbstvertrauen, insbesondere von Frauen aus afrikanischen und asiatischen Ländern mit niedrigem sozioökonomischen Status, sind sehr häufig. In der Beratung tauchen oft Fragen zum weiblichen Zyklus, zu Möglichkeiten der Familienplanung, Schwangerschaft und zum deutschen Gesundheitssystem auf. Ein erweitertes sexualpädagogisches Angebot für diese Frauen schien dringend notwendig.

Projektziele

Ein gezieltes Präventionsangebot "Reproduktive Gesundheit in Deutschland" für Migrantinnen: Vermittlung von Basiswissen zum weiblichen Zyklus, zur Empfängnisverhütung und Familienplanung, Kennenlernen der reproduktiven Rechte in Deutschland (Verbot von körperlicher Gewalt, Recht auf körperliche Unversehrtheit), Erleichterung des Zugangs zu frauenspezifischen Angeboten im Gesundheitssystem. Multiplikationseffekt in Peer-Gruppen. Es sollen gerade jene Frauen erreicht werden, die zu den üblichen Bildungsangeboten keinen Zugang finden.

Umsetzung

Planung und Durchführung des Workshops "?Frauenfragen – Frauenwissen!" durch die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des ebz München. Das Angebot ist für Frauenintegrationskurse konzipiert, um Frauen aus unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und religiösen Zusammenhängen zu erreichen. Durchgeführt wird es von einer Sozialpädagogin (bei größeren Gruppen zwei Sozialpädagoginnen) mit Zusatzqualifikation in den Bereichen Sexualpädagogik, Familientherapie und interkultureller Beratung.

  • Der für die Teilnehmerinnen kostenlose zwei- bis vierstündige Workshop gliedert sich in die Struktur der Sprachkurse ein, meist zum Ende des Grundkurses, wenn schon Grundkenntnisse der deutschen Sprache erworben wurden und ein Vertrauensverhältnis unter den Teilnehmerinnen besteht.
  • Themen sind Familie und Kultur (Familienmodelle, Frauenrolle), Körper und Gesundheit (weiblicher Zyklus, Fruchtbarkeit, Gesundheitsvorsorge, sexuell übertragbare Krankheiten, Verhütung), Schwangerschaft und Schwangerschaftskonflikt, Institutionen und Angebote rund um weibliche Gesundheit und Schwangerschaft. Flexible Abstimmung der Themen auf die jeweilige Gruppe.
  • Die Inhalte werden interaktiv, in einfachem Deutsch und mit viel unterstützendem Bildmaterial vermittelt (Präsentationen, Gesprächseinheiten, Gruppenarbeiten).
  • Zum Abschluss des Workshops Angebot einer kostenlosen weiterführenden individuellen Beratung, auch mit Dolmetscher.

Seit Ende 2010 wurden 15 Veranstaltungen mit ca. 150 Teilnehmerinnen bei verschiedenen Kurs- und Frauengruppenanbietern durchgeführt, das Angebot erfreut sich einer steigenden Nachfrage.

Dokumentation: Projektbericht, Blitzlichter aus der Praxis

Ressourcen, Finanzierung

Die Präventionsarbeit wird an der Staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen als gesetzliche Pflichtleistung durch öffentliche Zuschüsse finanziert, der Workshop wird daher kostenlos angeboten. Eine Finanzierungslücke gibt es jedoch häufig bei den Dolmetscherkosten für Folgeberatungen.

Kommentar im Projekt

"Dass erwachsene Frauen und Männer mit Migrationshintergrund und niedrigem soziokulturellem Hintergrund sehr häufig große Wissenslücken im Bereich der reproduktiven Gesundheit haben, … beobachten wir schon seit Jahren … Die Erfahrung zeigte, dass es erst in einer offenen und interessierten Atmosphäre, die die Frauen grundsätzlich als erwachsen und kompetent mit wertvollem Wissen aus ihrer Kultur ausgestattet ansieht, möglich ist, neues Wissen annehmbar und ohne Kränkung des Selbstwertes weiterzugeben. Über den verbindenden Aspekt des 'Frauseins' kommen die Teilnehmerinnen immer sehr schnell in einen lebendigen und offenen Austausch miteinander … Die Teilnehmerinnen fungieren im Anschluss an unseren Workshop nicht selten als Multiplikatorinnen unter Nachbarn, Freunden und in der eigenen Familie."

Kontakt

Evangelisches Beratungszentrum (ebz) München
Staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen
Ansprechpartnerinnen: Sabine Simon, Caroline Geist
Landwehrstraße 15 Rgb., 80336 München
Tel. 089-59048150
ssb@ebz-muenchen.de
www.ebz-muenchen.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2012